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zuschrieben, auf freier Erfindung beruht, und anerkennen,Tomi bewundert. daß Sie nur aus Unkenntnis gerade diesen Schriftsteller zum Gegenstand Ihrer Satire gemacht haben“. Meine umgehende Antwort auf diese androhende Gewissensvorschrift lautete: „Sehr geehrter Thomas Mann! Ihre ein bischen naive Aufforderung, Bedauern über meine Satire auszudrücken, andernfalls Sie mich so scharf wie möglich angreifen würden, unterschätzt erheblich die Freude, die ich daran habe, mit einem würdigen Gegner zu klärendem Kampfe antreten zu dürfen. Ich habe mich im Leben so viel unnobler und ekler Mückenstiche zu erwehren gehabt, so wenig Freude an geistigem Kampf im Vaterlande gekostet, daß ich mich auf das Kreuzen reinlicher Klingen wacker freue“. – – – Reinlicher Klingen! –


3.

Am 1. März d. J., Herr Thomas Mann, veröffentlichten Sie im „Literarischen Echo“ ihre Antwort auf diese, meine würdige Abfuhr.. „Ein unverschämter, unachtbarer Literat, als das Schreckbeispiel schlechter jüdischer Rasse sich durchs Leben duckend, sein ärmliches Leben fristend und seine Nichtigkeit in Scene setzend so gut er kann.“ Vor noch nicht langer Zeit schrieben Sie an mich – (wie ich glaube, in ganz richtiger Einschätzung unsrer beider Persönlichkeiten) – in spontanem Briefe das Folgende: ... „Ich persönlich bitte, Ihnen versichern zu dürfen, daß Ihr Werk, (es handelte sich um mein Buch Schopenhauer-Wagner-Nietzsche), mir so viel geistige Bewegung mitgeteilt hat, wie ich sie nicht vielen Büchern verdanke. Lob ist in gewissen Fällen eine Taktlosigkeit .. Aber das psychologische Raffinement und die ganze oft äußerste Höhe und Freiheit dieser Leistung ist sicher bewunderungswürdig“ .. Und heute? .. „Irgendwer mußte den Schächer strafen. Kein ehrenvolles Geschäft. Aber vornehmes Uebersehen macht den Lumpen das Handwerk zu leicht“. Ein Dichter, Tomi, soll die Keuschheit der Worte ehren .. Haben Sie damals in jenem Briefe gelogen? Lügen Sie heute? ... „Wer kann für seine Bekanntschaften? .. Nur der vermag die herausfordernde Unmöglichkeit des Schaubühnenartikels völlig zu würdigen, der zufällig weiß, welch ein Gebürtchen als Autor dahinter steht“ .. Also, Thomas Mann! Ihre Nächsten haben sich fortgeworfen, die durch fast ein Jahrzehnt meine Freunde waren, mich suchten, mir manches dankten? ... „Nachdem dieser Herr Lessing als Mediziner, als Schullehrer falliert, als Lyriker,