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Arnold Heinrich Sahme: Sammelband Predigten

Mein Hertz gedenckt zu allen Stunden
HErr JEsu nur an deine Wunden.

Es rühmen die Bäpstler von ihrem Francisco, von welchem die grauen Mönche herstammen/ daß ein Seraphim ihn einmahl so hart an das Bild Christi gedrucket/ daß er eben solche Nägelmahl als der Herr JEsus gehabt/ an seinem Leibe bekommen. Imgleichen erzehlen sie von einer Cartheuserin[1]/ Nahmens Beatrix, daß sie ihr selbst die Hände durchlöchert/ dem verwundeten JEsu ähnlich zu werden/ und wenn dieselbe etwas geheilet/ so hat sie solche alle Freytag mit einem eysernen Nagel wieder durchstochen. Wie jenes nicht zu glauben/ so ist dieses als eine selbst erwehlte Andacht nicht zu loben. Allein gläubige Christen rühmen sich dieses alles geistlicher Weise/ sie tragen die Mahlzeichen des HErrn JEsu in stetem Andencken/ und nicht nur ihre Hände/ sondern ihr Hertz selbst ist durch eine heilige Liebe verwundet/ daß sie auch wol mit Bonaventura seufftzen: Domine nolo vivere sine vulnere, quia te vulneratum video. O mein HErr JEsu/ ich begehre nicht zu leben ohne Wunden/ weil ich dich verwundet sehe. Und schon sie [(13)] nicht mit Carolo einem Grafen in Flandern den Wunden JEsu zu Ehren alle Tage fünff Bettler kleiden/ so verehren sie doch täglich durch ein heiliges danckbahres Andencken die allerheiligste Wunden JEsu. Und wer wolte es denen GOtt geheiligten Christen verdencken/ daß sie so eyfferig und brünstig die theuren Wunden JEsu hie in dieser Welt lieben/ denn sie ein ewiges Gut/ deren sie sich mit einer ewigen Liebe ergetzen können! Alle Creatur- und Welt-Liebe wird bey dem Antritt der Ewigkeit auffhören/ aber die Liebe zu den Wunden JEsu wird ewig bleiben/ wir werden sie auch im Himmel in der seeligen Ewigkeit lieben/ sintemahl JEsus eben deßwegen die Narben seiner empfangenen Wunden/ auch an seinem verklährten Leibe behalten hat/ damit die Auserwehlten im Himmel bey solchem Anblick in heiliger Liebe an die Wunden ihres Erlösers dencken/ und ihm vor die daraus entstandene Seeligkeit ewig dancken möchten. Ich weiß wol/ daß einige nicht zugeben wollen/ ob solte der HErr JEsus die Narben seiner empfangenen Wunden an seinem verklährten Leibe behalten haben; Nun gehöret zwar diese

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Arnold Heinrich Sahme: [Sammelband Predigten.] Königsberg[?] [ca. 1717–1724], Seite 12–13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sammelband_Predigten_11.jpg&oldid=- (Version vom 15.7.2023)