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Rosen.

Von Olga Kobylanska.

In einem feingeschliffenen Glase, das durchsichtig, fast bis an den Rand mit frischem Wasser gefüllt war – standen sie.

Die „Schwarzrote“, umgeben von nachlässig herabfallenden Blättern, purpur atmend. Als Blüte vollkommen vollendet, sich selber berauschend und voller auffordernder Erwartung.

Dicht neben ihr, und gleichsam behütet von klein gearteten, etwas steifen Rosenblättern gedämpfteren Grüns, lehnte eine halbaufgeblühte Zartrosa.

Es schien als hätte sie – sie die noch vor wenigen Minuten eine Knospe gewesen, ein einziger kräftiger Atemhauch der Morgenluft aufblühen gemacht und nun sähe sie aus, als sei sie von selber so prächtig geworden, während sie noch lange eine Knospe blieb.

Sie blieb noch eine Knospe voller poesievoller Ahnungen, dem Mittag mit seinen bunten Schmetterlingen glücklich entgegenlächelnd.

Während ihre Randblätter von Dunkelrosa durchdrungen waren, schienen die inneren nur von einem rosigen Atem angehaucht zu sein. Zart und duftig und von einer unbeschreiblichen Keuschheit lehnte sie sich an die Schwarzrote und stach ab und forderte unbewusst zum Insichaufnehmen auf.

Dann kam die Weisse.

Geborgen zwischen dichten Blättern verlor und fand sie sich selber wieder. Kaum ahnend von der farbenreichen Umgebung, leuchtete sie von Unschuld und Reinheit und duftete so hinreissend, dass die grünen Blätter den Atem anhielten und wie berauscht ihr süsses Wesen tranken …

Neben der und einer Zentifolie stak eine einzelne mattgelbe Knospe.

Sahen so die Knospen aus?

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: Ruthenische Revue, Jahrgang 2.1904. Verlag der Ruthenischen Revue, Wien 1904, Seite 457. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:RuthenischeRevue1904SelectedPages.pdf/369&oldid=- (Version vom 10.9.2022)