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anständiger Damen in Relegation verwandelt, und auf Betrieb und im Namen der Polizeidirection dem Alsdorff zugleich aufgegeben, binnen vierundzwanzig Stunden die Stadt zu verlassen.“

Strobel. I, da soll ja gleich ein heiliges Kreuz –

Alsdorff. Ruhig Strobel! Nicht hier wird geflucht. Ich werde woanders reden.

Hannchen (die weinend auf einen Stuhl gesunken war). Fritz, mein lieber Fritz, was wollen Sie thun?

Alsdorff (im höchsten Zorn). Ist das ein rechtmäßiges Urtheil? Ist es nur in der Form Rechtens? Seit wann ist es erhört, daß ein Universitätsgericht ohne Verhör, auf bloße Requisition der Polizeibehörde verfährt; daß diese selbst auf die Klagen einer boshaften Frau – nein das übersteigt jede noch dagewesene Ungerechtigkeit! (Will fort.)

Hannchen (hält ihn). Und wo wollen Sie hin?

Alsdorff. Hin will ich zum Prorector, ihm sein Urtheil vor die Füße werfen, ihm sagen, daß er eine Memme und kein Mann ist – hin will ich, zum Polizeidirector, ihm die Wahrheit sagen, die schreiende Wahrheit, daß dieß eine empörende Ungerechtigkeit ist!

Hannchen (flehend). Thun Sie es nicht!

Alsdorff. Wie? Soll ich ohne zu reden, ruhig weichen?! Nimmermehr! Luft muß ich haben für das tobende Gefühl in mir – ich kann keine Ungerechtigkeit ertragen.

Hannchen (in höchster Angst). Sie werden sich vergessen, zu heftig werden, und –

Alsdorff. Man wird mich einsperren!? Mögen sie, es ist nicht ärger als dieß.

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/79&oldid=- (Version vom 16.5.2023)