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schönen Lippen aber denke ich eine außerordentliche, etwa eine Prinzessinsteuer zu erheben.

Amalie (zu Hannchen). Darf ich?

Hannchen. Je nun, was will ich machen?

Amalie (Alsdorff küssend). Dem Freunde meines Geliebten, dem Geliebten meiner Freundin, dem Manne, dem ich so unendlich viel schuldig bin, sei dieser Kuß das Zeichen meiner Achtung und Dankbarkeit.

Alsdorff. Es thut mir leid, mein Fräulein, daß ich diesen Kuß nicht für mich behalten kann – aber ich sehe dort zwei Lippen, die von Allem ihr Theil haben wollen.

Hannchen. Rechtmäßige Einkünfte, wie Sie sagten.

Amalie. Und nun laßt mich fort. (Drückt beiden die Hand.) Auf baldiges, frohes Wiedersehen! (Ab.)

Hannchen. Bald fange ich an, an Ihre Zauberkunst zu glauben, denn mit rechten Dingen geht das doch nicht zu.

Alsdorff (lachend). Das ist wahr, mit rechten Dingen ging es nicht zu, wol aber mit unrechten.


Dritter Auftritt.
Vorige, Strobel.

Alsdorff. Was bringst du, Strobel?

Strobel. Der Teufel mag wissen, ob es etwas Gutes ist. Guten Abend, Jungfer Hannchen. Der Pedell hat es zu Hause bei Ihnen abgegeben und da habe ich es hergebracht.

Alsdorff (öffnet das Schreiben, liest einmal leise, dann bitter lachend laut). „Das, wegen mehrerer Duelle unterschriebene consilium abeundi des Studenten Alsdorff wird hiermit wegen Beleidigung

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/78&oldid=- (Version vom 16.5.2023)