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Marquis. Ma foi, c’était lui – ich kann mich nicht recht besinnen – und ich begreife nicht –

Alsdorff. Sie scheinen überhaupt etwas schwer von Begriffen zu sein, Herr Marquis. Allein Sie werden mich wol begreifen, wenn ich Ihnen sage, daß dieses Mädchen meine Braut ist, daß Ihre Beleidigungen mir gelten und daß ich Ihnen die Wahl lasse zwischen Degen und Pistolen.

Marquis. Das wäre ein Duell?

Alsdorff. Richtig, das haben Sie begriffen.

Marquis. Ich – ich – ich schlage mich mit keinem alten Studenten.

Alsdorff (aufflammend, tritt ihm näher, der Marquis weicht zurück, kömmt an einen Stuhl und setzt sich, weil er nicht weiter kann, darauf). Sie schlagen sich mit keinem alten Studenten? (Kehrt in die vorige Ruhe zurück, da er des Marquis Erbärmlichkeit sieht.) Wissen Sie denn, was ein Student ist? Sie wissen es nicht! Ein Student ist ein Mann, der die Wissenschaft, die herrlichste Blüthe des menschlichen Geistes, als treuer Gärtner pflegt, daß ihr Duft, die Wahrheit, segnend sich über die Welt verbreitet. In langen, durchwachten Nächten sammelt er die Schätze des Wissens, welche die Vorzeit uns hinterlassen, in seinem Geiste, und das todte Wort wird lebendig in seinem Innern. Mit Mühe und Fleiß ringt er nach seinem Ziele. Kennen Sie das Ziel, das er sich gesteckt? Sie kennen es nicht, denn Sie würden den Mann dann achten, der in seinem Innern das Bild trägt, wie er, gereift an Kenntnissen, an das Bette des Leidenden tritt, Trost und Hülfe bringt und die Freudenthränen der Kinder, denen er die Mutter,

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/67&oldid=- (Version vom 16.5.2023)