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Präsidentin. Mein Herr –

Alsdorff. Lassen Sie mich ausreden. Die Rechnungen deshalb besorgten Sie, denn Ihr Gemal war ein schwacher Mann und nur Ihr Geiz und Ihre Habsucht verleiteten ihn zu dieser Betrügerei.

Präsidentin. Womit –

Alsdorff. Lassen Sie mich ausreden. Zweitens wissen Sie wol auch noch, daß die Besetzung der Stellen für das untere Gerichtspersonal von Ihrem Manne abhing. Sie werden sich auch entsinnen, daß Sie dabei überall die Hände im Spiele hatten, daß die armen Teufel erst bluten und, vorgeblich für Ihre milden Anstalten, recht ansehnliche Beiträge geben mußten, ehe sie zu einer Stelle gelangten. Diese milden Beiträge flossen ebenfalls in Ihren unersättlichen Geldbeutel.

Präsidentin. Nun wird es mir –

Alsdorff. Lassen Sie mich ausreden. Sie werden drittens mir nicht ableugnen, daß der jetzige Präsident, Ihr Schwager, ebenfalls ein schwacher Mann ist, der sich mehr um die Schuhbänder und Hausthüren der Römer bekümmert, als um seine Geschäfte, und daß Sie Ihren Einfluß auf ihn zu erhalten wissen und mit Ihrer Fürsprache noch immer Handel treiben. Dabei sage ich Ihnen beiläufig, daß das Ständchen von gestern Abend bloß deshalb war, weil Sie den armen Justi um die Stelle gebracht haben, die ihm von Gott und Rechtswegen gehört.

Präsidentin (sich zusammen nehmend). Womit können Sie Ihre abgeschmackten Beschuldigungen rechtfertigen?

Alsdorff. Rechtfertigen? O, ich kann noch mehr, ich kann sie beweisen. (An der Thüre.) Strobel, komm herein!

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/62&oldid=- (Version vom 16.5.2023)