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Wortes zu entlassen und mir seine Unterschrift zurück zu geben.

Präsidentin. Ich begreife nicht –

Alsdorff. Wie ich dazu komme? Ich handle eines Theils im Auftrage des Hauptmanns, andern Theils aus eignem Antriebe, als Freund desselben. Ich kann ihm meine Freundschaft nicht besser beweisen, als wenn ich ihn von der Verbindung mit Ihnen los mache.

Präsidentin. Sie sind –

Alsdorff (immer kalt und ruhig). Unverschämt oder so etwas wollen Sie sagen – doch nicht so ganz, als Sie glauben. Kurz also, wollen Sie mir die Unterschrift zurück geben?

Präsidentin. Will Ihr Freund den Vertrag nicht erfüllen, so ist das eine Sache, die ich gerichtlich mit ihm abzumachen habe. Wenigstens kann ich Sie nicht als Vermittler dabei annehmen.

Alsdorff. Damit Sie das dennoch thun, ist vielleicht nur nöthig, daß ich Ihnen einige Dinge in das Gedächtniß zurück rufe, die Sie vergessen zu haben scheinen. Sie werden sich entsinnen, daß ich zwei Jahre lang bei Ihrem Manne, dem verstorbenen Präsidenten als – nun als Abschreiber gearbeitet habe. Da ist mir denn so mancherlei fast wider meinen Willen zur Kenntniß gekommen. Besinnen Sie sich erstens auf den hübschen Gewinn, den Ihnen die Verwaltung des Waisenhauses abwarf? Die Welt lobte Ihren Mann wegen seiner Uneigennützigkeit, daß er die oberste Leitung ohne Gehalt übernahm. Dafür aber floß heimlich die Hälfte der, für arme Waisen bestimmten Einkünfte in Ihren Beutel.

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/61&oldid=- (Version vom 16.5.2023)