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Alsdorff. Ich kann und will nicht.

Amalie. O ihr wilden Männer, wenn ihr eurem falschen Götzen folgt, der sogenannten Ehre, seid ihr taub für die Stimme der Vernunft. Ihr denkt nicht an die Angst derer, die euch lieben, an ihren Kummer, ihre Verzweiflung, wenn –

Alsdorff (immer heiter). Mein Fräulein, Sie erzeigen mir viel Ehre, daß Sie so lebhaft Theil an mir nehmen.

Hannchen. Lassen Sie sich sagen – das ist Fräulein –

Alsdorff. Ich will Sie aus aller Verlegenheit ziehen. Sein Sie unbesorgt, es soll Ihrem Hauptmann kein Haar gekrümmt werden.

Amalie (verlegen). Ich verstehe nicht, mein Herr –

Alsdorff. Wie kann ein so schöner Mund die Unwahrheit sagen? Sie verstehen mich recht wohl.

Hannchen. Aber ich verstehe Sie nicht. Wie können Sie etwas wissen, was –

Alsdorff. Glaubst du denn, mein Kind, man studire umsonst Philosophie? Ich habe zu Hause zwei dicke Bücher, da steht alles d’rin von dieser Geschichte, was ich wissen will.

Hannchen. Unbegreiflich ist mir’s – sowol Ihr Scherz, als Ihr Wissen.

Amalie. Sie haben Recht, mein Herr, mich einer Unwahrheit zu zeihen, die mir die Verlegenheit auspreßte. Unsere Bekanntschaft wird auf sonderbare Weise geknüpft. Doch ist mir alles jetzt klar. Sie haben den Hauptmann, Ihren Jugendfreund, wie er mir sagte, bereits gesprochen und er hat Sie zum Vertrauten gemacht. Doch jetzt haben auch Sie die Güte, mir unumwunden die Wahrheit zu sagen, und ob und wie

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/55&oldid=- (Version vom 15.5.2023)