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Hauptmann (begleitet sie bis an die Thüre und bleibt dann sinnend stehen, mit dem Kopfe schüttelnd. Sein Blick fällt auf Amalien, die, wie in den vorigen Scenen, mit niedergeschlagenen Augen bei ihrer Arbeit sitzt. Er geht einige Schritte, Amalie dreht hastig den Kopf). Mein liebes Fräulein, warum ist Ihr Auge so trübe?

Amalie. Ich habe eine Bitte an Sie, Herr Hauptmann.

Hauptmann. Welche?

Amalie (immer ängstlich). Sie gehen zu Alsdorff, Sie werden mit ihm einen unangenehmen Auftritt haben – Ihre Pflicht – die Ehre – versprechen Sie mir, sich nicht zu schlagen.

Hauptmann. Amalie?

Amalie. Versprechen Sie es mir.

Hauptmann. Und weshalb?

Amalie. Wie Sie fragen. Soll es mir gleichgültig sein, den Mann, den ich – – achte und schätze, in Gefahr zu wissen? Ich sehe Sie im Geiste schon blutend – bleich – vielleicht gar todt – geben Sie mir Ihr Wort, sich nicht zu schlagen.

Hauptmann. Dieser dringende Ton, diese warme Theilnahme, Ihre Rede gestern Abend – o, eine Frage beantworten Sie mir: kömmt Ihr Gefühl recht tief aus Ihrem Herzen?

Amalie (sieht ihn zärtlich an). Ihr Wort! Ihr Wort!

Hauptmann. Dieser Blick spricht Wahrheit, dieser Druck der Hand – doch was rede ich – Sie sind Braut, unwiderruflich gebunden –

Amalie (reißt die Hand los und wendet das Gesicht ab).

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/40&oldid=- (Version vom 15.5.2023)