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Strobel. Ne, so eigentlich nicht. Ich bin bei Niemandem in eigentlichen Diensten, als bei der wohllöblichen Studentenschaft im Ganzen. Ich gehöre so zum Dienstpersonale bei der Universität.

Präsidentin. Warum nennt Er denn den Candidaten Seinen Herrn?

Strobel. Weil ich ihn lieb habe, weil ich ihn vor allen Andern und am liebsten, ja umsonst bediene, und er mir befehlen kann, was er will.

Präsidentin. Eine recht zärtliche Freundschaft.

Strobel. Sie sagen das so spöttisch, Madame, und haben es gar nicht Ursache, denn ich gehe durch’s Wasser und Feuer für meinen Herrn.

Präsidentin. Woher denn diese besondere Anhänglichkeit?

Strobel. Das kann ich Ihnen wol erzählen. Sehen Sie, ich war früher ein Kerl, der nichts taugte. Gelernt hatte ich nichts, als im Wirthshause sitzen und Branntwein trinken. Wie ich von den Soldaten los kam, wurde ich Stiefelputzer und da ging das Leben erst recht los. Den ganzen Tag war ich besoffen und wenn ich ein paar Kröten in der Tasche hatte, wurden sie verspielt und dabei hatte ich kein Hemd auf dem Leibe. Herr Alsdorff hatte mir schon ein paar Mal gesagt, ich sei ein schlechter Kerl, aber ich glaubte es ihm nicht. Nun hatte ich schon lange meine Hausmiethe nicht bezahlt. Endlich setzte mich mein Wirth heraus und nahm mir meine paar Lumpen. Das war des Morgens. Nachmittags begegne ich ihm am Flusse. Besoffen war ich

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/35&oldid=- (Version vom 15.5.2023)