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Präsidentin. Wenn der Herr Hauptmann die Güte haben will, dir Gesellschaft zu leisten?

Hauptmann. Mit Vergnügen.

Präsidentin. So bleibt nicht zu lange. (Ab in’s Haus.)


Zweiter Auftritt.
Hauptmann, Amalie.

Hauptmann (führt Amalien zu der Bank). Würden Sie, mein Fräulein, auch nach der Stadt zurückverlangen?

Amalie. Ich denke, Herr Hauptmann, weder die Stadt noch das Land an und für sich besitzt so viel Reiz, daß man eins dem andern vorzöge. In glücklichen Verhältnissen befindet man sich überall wohl.

Hauptmann. O wie wahr haben Sie gesprochen. Doch was nennen sie glückliche Verhältnisse?

Amalie (freimüthig). Sie können nur durch Liebe und Anhänglichkeit hervorgerufen werden.

Hauptmann. Sie sprechen mir aus dem Herzen. Bei Ihren Worten gestalten sich alle die Lieblingsträume wieder vor meinem Geiste, denen ich so gern nachhing. Ich sehe mich an der Seite einer liebenden Gattin, umgeben von blühenden Kindern, fern von dem fremden Durcheinandertreiben der Menschen, nur lebend für meine Kinder und ihre Mutter. (Faßt unbewußt Amaliens Hand.) Oft habe ich mir diese Träume ausgemalt – ach es gibt keine größere Seligkeit als durch Liebe zu beglücken und beglückt zu werden.

Amalie (zögernd). Sie stehen ja nahe daran, diese Seligkeit zu erlangen.

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/29&oldid=- (Version vom 15.5.2023)