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73
Nicht blickt die Erde aus der Tiefe zu den Himmelshöhen
74
und nicht die Ströme auf die Meere;

stets herrscht die Eintracht unter ihnen.

75
Wär bei den Seligen Streit,

dann stünd der Himmel nimmer.

76
Üb die Besonnenheit!

Enthalte dich der Schandtaten!

77
Ahm nicht die Bosheit nach!

Durch Rechttun tilg die Rache!

78
Die Übereinstimmung gebiert den Nutzen,

und Zwietracht wiederum nur Zwietracht.

79
Sei nicht so eilig zuversichtlich,

eh du das Ziel genau erblickst!

80
Pflicht ist es, über Wohltäter

durch größere Wohltaten zu siegen.

81
Viel schöner ist’s,

bewirtest du gar schnell am schlichten Tisch,

82
als wenn zur Unzeit du an reichbesetzten Tafeln zögerst.
83
Werd nie dem armen Mann ein bitterer Gläubiger!
84
Nimm nicht aus einem Nest die Vögel insgesamt!
85
Verschon die Mutter,

damit sie dir aufs neue Junge schenke!

86
Laß niemals unerfahrene Männer zu Gerichte sitzen!
87
Richt nicht,

bevor du beide Teile nicht gehört!

88
Der weise Mann beherrscht die Wissenschaft,

der Kunsterfahrene die Kunst,

89
Ein unverstandener Vortrag lehrt nicht viel.
90
Wer niemals etwas Rechtes lernt,

bleibt unverständig.

91
Wähl dir zu Freunden

nicht schmeichelnde Schmarotzer!

92
Viel Freunde gibt’s,

da, wo man ißt und trinkt.

93
Sie huldigen der Stunde,

wo Sättigung winkt.

94
Sie seufzen über viel wie über wenig;

sie sind ja alle unersättlich.

95
Trau nicht dem Pöbel!

Veränderlich ist ja die Menge.

96
Der Pöbel und das Wasser und das Feuer

sind niemals zu bezähmen.

97
Sitz zwecklos nicht am Feuer!

Du schwächst dadurch die Kraft.

98
Im Weinen halte Maß!

Das Maß ist ja das Beste.

99
Gib Anteil an der Erde

den nicht bestatteten Leichen!