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Was läßt du dich, Saul, verführen
oder wen verfolgst du vergeblich?
Die Zeit deines Königtums ist um.
Geh an deinen Ort!
Du wirst ja sterben, und David wird König.
Sterbet nicht ihr, du und dein Sohn, zugleich?
Dann erscheint Davids Königtum.
Da ging der Geist von Saul weg,
und dieser wußte nicht, was er geweissagt hatte.

3
David aber kam zu Jonathan und sprach zu ihm:

Komm! Wir wollen einen Bund schließen,
bevor wir voneinander getrennt werden.
Dein Vater Saul sucht mich ja ungerecht zu töten.
Seitdem er weiß, daß du mich liebst,
sagt er dir nicht mehr, was er über dich denkt.

4
Deshalb haßt er mich, weil du mich liebst;

ich solle nicht an seiner Statt König werden.
Erwies ich ihm auch alles Gute,
dann erweist er mir nur Schlimmes.
Ich erschlug den Goliath auf des Allerhöchsten Geheiß.
Nun sieh, was für ein Ende er mir bereitet!
Er beschloß, mein Vaterhaus zu vernichten.
Möchte doch das Urteil der Wahrheit ins Gewicht fallen,
damit die Menge der Weisen den Beschluß vernimmt!

5
Jetzt fürchte ich, er möchte mich töten

und dann um meinetwillen sein eignes Leben verlieren.
Denn gerechtes Blut vergießt er niemals ungestraft.
Warum erduldete meine Seele Verfolgung?
Ich bin doch der jüngste meiner Brüder und ein Schafhirte.
Warum schwebe ich in Todesgefahr?
Ich bin gerecht und ohne Schuld.
Warum haßt mich dein Vater?
Aber meines Vaters Gerechtigkeit verhelfe mir,
daß ich nicht in deines Vaters Hände falle!
Ich bin ja ein Jüngling und noch recht jung;
deshalb beneidet mich Saul grundlos.

6
Hätte ich ihn beleidigt,

so wollte ich ihn um Verzeihung meiner Verfehlungen bitten.
Denn wenn Gott Sünden vergibt,
um wieviel mehr sollte es dein Vater, der Fleisch und Blut ist?
Ich wandelte in seinem Haus mit einem tadellosen Herzen;
ja wie ein schneller Adler flog ich vor seinem Antlitz dahin.
Ich legte meine Hände an die Harfe
und pries ihn mit Lobliedern;
er aber hegte den Gedanken, mich zu töten.
Gleich einem Sperling, der vor dem Habicht flieht,
floh ich vor ihm.

7
Wem aber sagte ich dies oder erzählte das, was ich erduldete,