Hat die gottgeleitete Vernunft volle Herrschaft über die Triebe?
Diese Frage ist echt philosophisch.
Deshalb möchte ich euch recht raten,
auf diese Philosophie bereitwillig zu achten.
führt sie doch zur Empfehlung der größten Tugend,
ich meine, der Klugheit.
die die Mäßigung verhindern, beherrscht,
nämlich die Völlerei und die Wollust,
wie die Bosheit, Macht hat,
ebenso über die Triebe, die die Starkmut hindern,
Aufregung, Schmerz und Furcht.
daß die Vernunft nicht auch über das Vergessen und das Nichtwissen Macht hat,
wenn sie doch sonst über die Triebe herrscht?
Ihr Einwand ist lächerlich.
sondern über die Triebe,
die der Gerechtigkeit, Starkmut, Mäßigkeit und Klugheit hindernd im Wege stehen,
und auch über diese nicht so, daß sie sie ausrottet,
sondern nur so, daß sie ihnen nicht nachgibt.
daß die gottgeleitete Vernunft volle Herrschaft über die Triebe hat.
durch den Heldenmut der für die Tugend Gestorbenen beweisen können,
des Eleazar und der Sieben Brüder und ihrer Mutter.
So bewiesen sie, daß die Vernunft über die Triebe Macht hat.
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 700. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_700.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)