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entschlossen, mit hartem Herzen und offenen Augen
das elende und jämmerliche Ende der zuvor bezeichneten Juden anzusehen.

48
Da sahen Juden die Staubwolke,

die sich von den das Tor durchziehenden Elefanten,
ihrer militärischen Begleitung und dem mitlaufenden Volk erhob.
und vernahmen den dröhnenden Lärm.

49
Nun glaubten sie,

ihr letzter Augenblick sei gekommen
und das Ende der schrecklichsten Befürchtung;
so überließen sie sich dem Jammern und Wehklagen,
küßten einander, umarmten die Verwandten,
fielen sich gegenseitig um den Hals,
die Eltern den Kindern, die Mütter den Jungfrauen;
andere hatten noch an der Brust Neugeborene,
die eben die letzte Milch sogen.

50
Sie nahmen aber die Kinder von der Brust

und warfen sich einmütig auf den Boden,
hatten sie doch die früher vom Himmel her erfolgten Rettungstaten erlebt.

51
Sie schrieen mit gar lauter Stimme

und flehten den Herrn über alle Macht an,
er möge sich doch durch eine Erscheinung ihrer erbarmen,
die schon an der Unterwelt Pforten stünden.


6. Kapitel: Der Juden wunderbare Rettung. Freudenfest
1
Da war aber ein gewisser Eleazar, ein angesehener Mann,

der zu den Priestern im Lande gehörte;
er hatte schon das Greisenalter erreicht
und war mit jeder Tugend im Leben geschmückt;
dieser hieß die Ältesten bei ihm von der Anrufung des heiligen Gottes abstehen
und betete selber also:

2
Großmächtiger König, höchster und allmächtiger Gott,

der du die ganze Schöpfung liebend leitest!

3
Schau auf den Stamm des Abraham

und auf des heiligen Jakob Kinder,
das Volk, das dein geheiligt Erbteil ist,
und das nun fremd in fremdem Lande
so ungerecht zugrunde geht, o Vater!

4
Als Pharao, der einstige Beherrscher des Ägypterlands,

sich trotzig gottlos und voll Prahlereien überhob,
da hast du ihn samt seinen vielen Wagen
und samt dem übermütigen Heer ins Meer versenkt und umgebracht;
dagegen ließest du dem Volke Israel das Licht der Gnade scheinen.

5
Als Sanherib, der stolze König der Assyrier,

auf seine ungezählten Scharen pochte
und sich bereits das ganze Land mit seinem Schwerte unterworfen hatte
und dann sich gegen deine heilige Stadt erhob
und lästerlich in prahlerischem Trotze redete,