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9
Du, König, Schöpfer dieser unbegrenzten, unermeßlich großen Erde,

erwähltest diese Stadt und heiligtest dir diese Stätte,
dir, der du nichts bedarfst,
und du verherrlichtest sie durch majestätische Erscheinungen,
indem du sie errichtetest
nur für die Ehre deines großen, hochgepriesenen Namens.

10
Aus Liebe zum Haus Israel verhießest du,

falls wir je abfielen und Not uns überkäme
und wir alsdann zu dieser Stätte kämen und hier beteten.
du wolltest unsere Gebete erhören.

11
Und du bist treu und so wahrhaftig.
12
Du halfest unsern Vätern oft in der Bedrängnis und Erniedrigung

und rettetest sie aus beträchtlichen Gefahren.

13
Ja, sieh nun, heiliger König!

Wir werden unterdrückt um unserer vielen, großen Sünden willen;
wir unterlagen unsern Feinden
und sind gar schwach in unserer Ohnmacht.

14
In unserm Elend trachtet dieser Freche, Ruchlose,

die heilige Stätte zu beschimpfen,
die auf der Erde deines Namens Ruhm geweiht ist.

15
Den Menschen unerreichbar ist der höchste Himmel, deine Wohnung.
16
Doch wünschtest du, in deinem Volke Israel Verherrlichung zu finden;

deswegen heiligtest du diese Stätte.

17
So straf uns nicht durch dieser Menschen Unreinheit

noch züchtige uns durch ihre unheiligen Werke,
daß sich die Gottlosen in ihrem Übermut nicht rühmen
und nicht mit ihrer frechen Zunge triumphierend sprechen:

18
„Wir haben das hochheilige Haus entweiht“,

gerade wie die Häuser der Scheusale!

19
Wisch unsere Sünden weg und tilge unsere Vergehen

und offenbar zu dieser Stunde dein Erbarmen!

20
Mög doch dein Mitleid bald zuteil uns werden!

Leg Lobgesänge denen in den Mund,
die da betrübten und zerschlagnen Herzens sind!
Ach, schaff uns Frieden?“

21
Daraufhin erhörte der alles wahrnehmende Gott und Vater des Alls,

der Heilige der Heiligen, die gesetzmäßigen Gebete
und züchtigte den,
der sich in frechem Übermut gewaltig überhoben hatte.

22
Er schüttelte ihn gleich einem Rohr beim Winde hin und her,

daß er regungslos am Boden lag und, an den Gliedern gelähmt,
kein Wort mehr reden konnte.
So ward er vom gerechten Gericht getroffen.

23
Als die Freunde und Leibwächter sahen,

daß ihn schnell und scharf die Strafe getroffen hatte,
fürchteten sie, daß es mit seinem Leben zu Ende gehe;
da zogen sie ihn in unmäßiger Angst schnell heraus.