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Als Adam dieses allen seinen Söhnen sagte,

rief er, von großem Schmerz gepackt, laut aus:
Was soll ich, Unglücklicher, nur tun?
Als Eva seine Tränen sah,
begann auch sie zu weinen
und sprach:
Ach übertrage, Herr, mein Gott,
auf mich doch seinen Schmerz!
Ich war’s ja, die gesündigt hat.
Zu Adam aber sagte Eva:
Mein Herr!
Gib mir doch einen Teil von deinen Schmerzen!
Durch mich ja zogst du diese Schuld dir zu.

36
Und Adam sprach zu Eva:

Auf! Geh mit meinem Sohne Seth zum Paradies!
Streut Staub auf euer Haupt,
werft euch zur Erde nieder
und klagt im Angesichte Gottes!
Vielleicht erbarmt er sich alsdann
und sendet seinen Engel
zum Baume seiner Erbarmung,
woraus des Lebens Öl entquillt,
und gibt euch dann davon,
daß ihr mich salbet
und daß ich Ruhe vor den Schmerzen habe,
die mich verzehren.

37
Da gingen Seth und seine Mutter zu den Paradiesestoren.

Doch plötzlich kam ein Tier, die Schlange, auf dem Weg dahin,
und diese überfiel den Seth
und biß ihn.
Als Eva dieses sah,
da weinte sie und sprach:
Ach, weh mir Armen!
Ich bin verflucht;
ich hab des Herrn Gebote nicht gehalten.
Und Eva sprach mit lauter Stimme zu der Schlange:
Verfluchtes Tier!
Weswegen fürchtest du dich nicht,
auf Gottes Abbild dich zu werfen?
Wie wagtest du’s, dagegen anzukämpfen?
Warum erstarkten deine Zähne?

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In Menschensprache gab das Tier zur Antwort:

Ach, Eva, richtet sich nicht unsere Bosheit gegen euch?
Und kehrt sich gegen euch nicht unsere Wut?
Sag, Eva, mir!
Warum hat sich dein Mund geöffnet
zum Essen von der Frucht,
die Gott, der Herr, zu essen dir verbot?