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und werf mich vor den Paradiesespforten nieder
und brech in laute Wehklage aus
und flehe zu dem Herrn.
Vielleicht erhört er mich und sendet seinen Engel,
auf daß er von der Frucht mir bringt,
wonach du so verlangst.
Und Adam sprach: Ach nein, mein Sohn!
Danach verlangt’s mich nicht;
vielmehr empfinde ich an meinem Leib
gar großen Schmerz und große Schwäche.
Darauf frag Seth:
Herr Vater, was ist Schmerz?
Ich weiß es nicht.
Verhehl es uns doch nicht!
Ach, sag es uns!

32
Und Adam sprach:

So hört mich an, ihr, meine Söhne!
Als Gott uns, mich und eure Mutter, schuf,
versetzte er uns in das Paradies
und gab uns alle Fruchtbäume zum Essen;
nur das verbot er uns:
Vom Baume der Erkenntnis des Guten und des Bösen,
der mitten in dem Paradiese steht,
von diesem dürft ihr niemals essen!
Gott gab vom Paradies mir einen Teil,
den andern eurer Mutter.
Die Bäume in dem Osten und dem Norden gab er mir,
den Süden und den Westen gab er eurer Mutter,

33
Zwei Engel gab uns Gott, der Herr,

die uns bewachen sollten,
Da kam die Stunde, wo die Engel sich hinaufbegaben,
vor Gottes Antlitz anzutreten.
Da nützt der Teufel, unser Widerpart, der Stunde Gunst,
als jene Engel fort gewesen.
Und es verführt der Teufel eure Mutter,
daß sie vom unerlaubten und verbotenen Baume aß.
Als sie gegessen, gab sie mir davon.

34
Und Gott ward alsbald zornig über uns.

So sprach der Herr zu mir:
Weil du von meinem Gebote abgewichen
und nicht mein Wort, das ich dir so bekräftigte, gehalten,
so bring ich über deinen Körper siebzig Plagen
mit manchen Schmerzen.
Vom Kopf, den Augen und den Ohren an,
bis zu den Fußnägeln,
an allen Gliedern sollt ihr Qual verspüren.
All das hat Gott mir zugeschickt
und allen unseren Nachkommen.