Ach, Adam, meine ganze Feindschaft,
mein Neid und Schmerz geht wider dich,
weil ich um deinetwillen ward vertrieben,
entfremdet meiner Herrlichkeit,
die bei den Engeln ich im Himmel hatte,
und weil ich deinetwegen auf die Erde ward hinabgestoßen.
Und Adam sprach:
Was tat ich dir?
Was ist denn meine Schuld an dir?
Du bist von uns doch nicht geschädigt noch verletzt?
Der Teufel gab zur Antwort:
Was sagst du, Adam, da zu mir?
Um deinetwillen ward ich ja von dort verstoßen
und aus der Engel Schar verbannt.
Als Gott den Lebensodem in dich blies
und dein Gesicht und Gleichnis ward nach Gottes Bild geschaffen,
da führte Michael mich her,
und er gebot, dich zu verehren vor dem Angesichte Gottes.
Es sagte Gott, der Herr:
„Ich schuf nach meinem Bild und Gleichnis, Adam, dich fürwahr.“
und rief den Engeln allen zu:
Verehret Gottes Ebenbild, wie Gott, der Herr, befiehlt!
Und Michael verehrte ihn zuerst.
Dann rief er mich und sprach:
Verehre Gottes Ebenbild!
Ich sprach: Ich brauch nicht Adam zu verehren.
Als Michael mich zum Verehren drängte, sagte ich zu ihm:
Weswegen drängst du mich?
Ich werde den doch nicht verehren,
der jünger und geringer ist als ich.
Ich wurde ja vor ihm geschaffen.
Eh er geschaffen ward, ward ich geschaffen.
Er sollte mich verehren.
da wollten sie ihn nicht verehren.
Da sagte Michael: Verehre Gottes Ebenbild!
Tust du es aber nicht,
alsdann wird Gott, der Herr, in Zorn geraten deinetwegen.
Ich sprach:
Gerät er über mich in Zorn,
dann stell ich meinen Thron über des Himmels Sterne
und bin dem Höchsten gleich.
und er verbannte mich von unserer Herrlichkeit,
samt meinen Engeln,
und also wurden wir aus unsern Wohnungen in diese Welt vertrieben
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 671. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_671.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)