Er ist jungfräulich wie auch du bis heute,
und er verschmäht ein jedes fremde Weib,
wie du die fremden Männer all.
Willkommen, Herr, Gesegneter des höchsten Gottes!
Jungfrau! Dich segne Gott,
der alles in das Leben ruft!
Komm! Küsse deinen Bruder!
legt Joseph seine rechte Hand auf ihre Brust
und Joseph spricht:
Nicht ziemt es sich für einen gottesfürchtigen Mann,
der mit dem Munde den lebendigen Gott verherrlicht
und der geweihtes Lebensbrot genießt
und der Unsterblichkeit geweihten Trank einnimmt
und mit der Unverweslichkeit geweihtem Salböl wird gesalbt,
daß einen Kuß er einem fremden Weibe gebe,
das mit dem Munde tote, stumme Götzen preist,
von ihrem Tisch erwürgte Speis genießt,
von ihrem Opfertrank den Kelch des Truges nimmt
und sich mit des Verderbens Salbe salbt.
küßt seine Mutter
und seine Schwester, seiner Mutter Kind,
und seine Schwester aus dem gleichen Stamm
und seine Gattin, die sein Lager teilt,
die mit dem Munde den lebendigen Gott verherrlichen.
dem fremden Manne einen Kuß zu geben;
denn dieses ist vor Gott, dem Herrn, ein Greuel.
ward sie gar sehr betrübt und seufzte,
und wie sie offnen Auges Joseph fest betrachtet,
füllt sich ihr Aug mit Tränen.
Als Joseph sie so weinen sah,
bedauert er sie sehr,
weil sie so sanft und gütig
und gottesfürchtig war.
Herr, Gott des Vaters Israel!
Du höchster, starker Gott,
der du das All belebst
und aus dem Dunkel es ins Licht berufst
und aus dem Irrtum zu der Wahrheit
und aus dem Tod zum Leben,
ach, segne du auch diese Jungfrau!
Paul Rießler (Übersetzer): Joseph und Asenath. Dr. B. Filser, Augsburg 1928, Seite 505. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_505.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)