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2
Bin ich also nicht fromm, Euthykles,

der ich allein Gott kenne?
Bist du nicht zugleich frech, weil du ihn zu kennen meinst,
und gottlos, da du den dafür hältst, der es nicht ist?

3
Wenn nun kein Gottesaltar errichtet würde,

soll er aufhören, Gott zu sein,
und wird einem Aftergott ein Altar errichtet,
soll er dann Gott werden?
Dann wären ja Steine Zeugen für die Götter?

4
Die Werke müssen zeugen, wie z. B. die Sonne.

Die Nacht und der Tag legen von ihm Zeugnis ab,
die Jahreszeiten, die ganze früchtetragende Erde,
des Mondes Kreislauf;
sein Tun ist ein himmlisches Zeugnis.


1. Kapitel: Siebter Brief
1
An Hermodor.
2
Ich erfahre,

die Ephesier wollen gegen mich ein Gesetz erlassen,
das aller Gerechtigkeit Hohn spricht.
Es wird sonst gegen einen einzelnen kein Gesetz erlassen,
sondern nur ein Urteil gefällt.

3
Die Ephesier kennen nicht den Unterschied

zwischen Richter und Gesetzgeber.

4
Dieser übertrifft jenen;

denn er ist unbefangener,
weil er nicht weiß, wer sich vergehen wird.

5
Der Richter aber sieht den Angeklagten,

und damit tritt Befangenheit ein.

6
Sie wissen, Hermodor,

daß ich mit dir die Gesetze gemacht habe,
und nun wollen sie mich verbannen.
Aber sie sollen es nicht früher, als bis ich sie überführt habe,
daß sie einen ungerechten Beschluß faßten,

7
es müsse der, der nicht lacht und alles Menschliche verachtet,

vor Sonnenuntergang die Stadt verlassen.
Das wollen sie zum Gesetz erheben.

8
Nun ist aber niemand da, der nicht lacht, Hermodor,

außer Heraklit.
Also verbannen sie mich.


2. Kapitel
1
Menschen! Wollt ihr nicht ansehen,

warum ich nicht lache?

2
Ich hasse nicht die Menschen,

sondern ihre Schlechtigkeit.

3
So erlasset also das Gesetz

„Wer die Schlechtigkeit haßt,