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4
Da fürchtete sich sein Vater Lamech vor ihm und floh;

so kam er zu seinem Vater Metusala.

5
Er sprach zu ihm:

Ich habe einen merkwürdigen Sohn;
er gleicht nicht einem Menschen,
sondern den Gottessöhnen des Himmels
und seine Natur ist verschieden;
er ist nicht wie wir;
seine Augen gleichen Sonnenstrahlen
und sein Antlitz ist majestätisch.

6
Es dünkt mir, daß er nicht von mir abstammt,

und ich fürchte,
daß in seinen Tagen auf Erden ein Wunder geschieht.

7
Nun, mein Vater, bin ich hier,

um dich flehentlich zu bitten,
du mögest zu unserm Vater Henoch gehen
von ihm die Wahrheit zu erfahren;
er wohnt ja bei den Engeln.

8
Als Metusala die Worte seines Sohnes vernommen hatte,

kam er zu mir an die Enden der Erde;
denn er hatte erfahren, daß ich hier sei.
Er rief laut
und ich vernahm seine Stimme;
dann kam ich zu ihm
und sprach zu ihm:
Mein Sohn! Hier bin ich.
Warum kamst du zu mir?

9
Er antwortete:

Ich kam zu dir wegen einer beängstigenden Sache
und wegen einer beunruhigenden Erscheinung besuchte ich dich.

10
Nun hör mich an, mein Vater!

Meinem Sohn Lamech ward ein Sohn geboren,
dessen Gestalt und Natur nicht der Natur eines Menschen gleicht.
Die Farbe seines Körpers ist weißer als Schnee und roter als Rosen,
sein Haupthaar weißer als weiße Wolle,
und seine Augen sind wie die Sonnenstrahlen;
öffnet er seine Augen,
dann erhellen sie das ganze Haus.

11
Er richtete sich unter seiner Hebamme Händen auf,

öffnete seinen Mund
und pries den Herrn des Himmels.

12
Sein Vater Lamech aber fürchtete sich vor ihm und floh zu mir;

er glaubte nicht, daß er von ihm stamme,
sondern daß er ein Abbild der Engel des Himmels sei.
So bin ich zu dir gekommen,
daß du mir die Wahrheit kundtuest.

13
Da antwortete ich, Henoch, und sprach zu ihm:

„Der Herr wird etwas Neues auf Erden schaffen.“