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Da spendete der König lauten Beifall und lobte noch jeden einzeln,
ebenso taten die andern Gäste.
Dann widmete man sich der Festfreude.

248
Am folgenden Tage fragte er zur gegebenen Zeit den nächsten:

Welches ist die größte Nachlässigkeit?
Er entgegnete: Wenn jemand nicht für seine Kinder sorgt
und wenn er sie nicht auf jede Weise zu erziehen sucht.
Wir beten ja beständig zu Gott
nicht sowohl für uns selber als für unsere Kinder,
daß sie alle Güter besitzen mögen,
aber zu erleben, wie unsere Kinder Mäßigkeit zeigen,
kommt von Gottes Macht.

249
Er sagte, er habe recht; dann fragte er einen andern,

wie er Liebe zum Vaterland zeigen könne.
Er sagte: Wenn du dir vorstellst,
daß es das Schönste ist, daheim zu leben und zu sterben.
Der Aufenthalt in der Fremde
bringt den Armen Verachtung, den Reichen Schande,
als ob sie wegen eines Verbrechens hätten fliehen müssen.
Wenn du allen Gutes erweisest,
wie du es stets tust, weil dir Gott Wohlwollen gegen alle einflößt,
dann beweisest du dadurch deine Vaterlandsliebe.

250
Nachdem er ihn angehört, fragte er den nächsten,

wie er mit seinem Weib in Eintracht leben könnte.
Er sagte: Wenn du bedenkst, daß das weibliche Geschlecht eigensinnig
und in Verfolgung seiner Wünsche energisch ist,
ferner daß es durch Unvernunft leicht umstimmbar,
dazu von Natur aus schwach ist.
Man muß mit ihm vernünftig umgehen
und sich nicht in einen Streit einlassen.

251
Das Leben wird nur dann recht geführt,

wenn der Steuermann weiß, auf welches Ziel er zusteuern soll.
Mit Gottes Hilfe wird auch das Leben in allem recht gelenkt.

252
Er sprach ihm seine Anerkennung aus

und fragte dann den folgenden,
wie er frei von Irrtum bleiben könnte.
Er antwortete:
Wenn du alles mit Überlegung tust
und nichts auf Verleumdungen gibst,
sondern selber die Dinge prüfst,
wenn du ferner nach eignem Urteil die Bittgesuche entscheidest
und die Fälle erledigst,
dann wirst du, König, wohl frei von Irrtum bleiben.
Aber solchen Sinnes sein und sich so betätigen,
das ist ein Werk der göttlichen Kraft.

253
Er freute sich über die Worte und frug den nächsten,

wie er den Zorn vermeiden könnte.
Er antwortete darauf: