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was ihm für sein Leben als das höchste Gut erscheine.
Er sagte: Die Erkenntnis, daß Gott alles beherrsche
und daß bei den edelsten Handlungen
nicht wir selber die Entschlüsse ausführen,
sondern daß Gott in seiner Macht alles leite und vollende.

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Er bestätigte diesem die Weisheit seiner Worte;

dann fragte er den nächsten,
wie er seinen Besitz unvermindert erhalten
und ihn schließlich in gleichem Zustand seinen Nachkommen übergeben könnte.
Er sprach:
Wenn du Gott beständig bittest,
er möge dir gute Gedanken bei deinen Unternehmungen einflößen,
und wenn du deine Nachkommen warnst,
auf ihre Macht und ihren Reichtum stolz zu sein,
weil Gott es sei, der dies verleihe,
und weil es nicht an ihnen selber liege,
daß sie über alle andern hervorragten.

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Er stimmte dieser Meinung bei und fragte den folgenden,

wie er die Schickungen ruhig ertragen könnte.
Er sprach:
Wenn du dir vorstellst, daß von Gott alle Menschen dazu bestimmt sind,
die größten Übel, ebenso wie die größten Güter zu empfangen,
ferner daß es für einen Menschen unmöglich ist,
davon keinen Teil abzubekommen,
endlich, daß Gott, den man darum bitten muß,
Ausdauer verleiht.

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Auch diesem dankte er

und sagte, daß alle ihre Antworten trefflich wären.
Ich will nur noch einen befragen und dann für heute Schluß machen,
damit wir uns wieder der Fröhlichkeit
und dem Vergnügen zuwenden können.
An den nächsten sechs Tagen will ich an die übrigen weitere Fragen stellen.

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Dann frug er den Mann: Was ist das Wesen der Tapferkeit?

Er sprach:
Wenn der rechte Entschluß in der Stunde der Gefahr,
dem Vorsatz entsprechend ausgeführt wird.
Deine Entschlüsse, König, sind recht;
deshalb läßt sie alle Gott zu deinem Vorteil gelingen.

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Da stimmten alle bei und bezeigten laut ihren Beifall.

Der König aber sprach zu den Philosophen,
von denen nicht wenige dabei waren:
Ich bin der Ansicht,
daß sich diese Männer durch Tüchtigkeit und Weisheit auszeichnen,
da sie solche Fragen aus dem Stegreif angemessen beantworteten;
dabei gingen sie insgesamt in ihrer Rede von Gott aus.

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Da sprach Menedemus, der Philosoph von Eretria:

Mit Recht, König!
Die Vorsehung leitet ja alles;