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In der Annahme, eine Beschreibung dieser Arbeiten sei notwendig,

teilte ich dir diese mit.
Das Folgende handelt von unserer Reise zu Eleazar.


Beschreibung von Jerusalem

Zuerst aber will ich dir die Lage des ganzen Landes schildern.
Als wir in jene Gegend kamen, sahen wir die Stadt,
die in der Mitte von ganz Judäa auf einem Berge liegt.

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Auf seinem Gipfel war der Tempel herrlich erbaut.

Drei Ringmauern, über siebzig Ellen hoch, umschlossen ihn;
sie hatten eine Länge und Breite, die dem Bau des Tempels entsprachen.
Das Ganze war herrlich und verschwenderisch ausgeführt.

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Es war klar, daß keine Kosten gespart waren

an der Pforte und an den Bändern der Türpfosten und der Oberschwellen.

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Der Vorhang war ganz ähnlich wie ein Portal gebildet;

beim Windeswehen war das Gewebe in steter Bewegung;
indem es sich von unten bis oben aufbauschte,
ein schönes Schauspiel, wovon man sich ungern trennte.

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Der Brandopferaltar entsprach in seiner Größe dem Raum und den dortigen Brandopfern,

ebenso der Aufgang zu ihm.
Der Platz hatte einen allmählichen Anstieg
aus Gründen der Wohlanständigkeit;
die diensttuenden Priester waren deshalb
auch bis zu den Knöcheln in leinene Leibröcke gehüllt.

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Der Tempel schaut nach Osten, seine Hinterseite nach Westen.

Der ganze Boden ist gepflastert und fällt entsprechend ab,
damit Wasser zum Wegschwemmen des Opferblutes hergeleitet werden kann.
Denn an Festtagen werden viele tausend Opfertiere dargebracht.

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Der Wasserreichtum ist unerschöpflich;

denn eine natürliche Wasserquelle führt drinnen reichlich Wasser zu.
Außerdem sind Wasserbehälter unter der Erde
mit wunderbarer und unbeschreiblicher Kunst angelegt.
Sie zeigten mir auch im Umkreis von fünf Stadien um den Tempel
zahllose Röhren eines jeden dieser Wasserbehälter,
in den sie auf jeder Seite zusammenliefen.

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Alles dies sei auf dem Boden und an den Seiten mit Blei ausgelegt

und darüber viel Kalkmörtel aufgehäuft,
so daß alles die nötige Festigkeit habe.
Im Boden seien viele Wasserabläufe,
die allen, außer den Diensttuenden, unbekannt seien;
so könne das massenhaft zusammenfließende Opferblut
auf einen bloßen Wink entfernt werden.

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Nun will ich aus eigener Anschauung über die Lage der Wasserbehälter berichten,

und nicht bloß, wie ich darüber unterrichtet wurde.
Man führte mich nämlich mehr als vier Stadien aus der Stadt
und hieß mich an einer Stelle bücken
und auf das Rauschen des zusammenfließenden Wassers lauschen.