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62
Wir haben, wie es sich geziemt, das Wort Zeus im Gedicht unterdrückt;

denn dem Sinn nach bezieht es sich auf den wahren Gott.

63
Deshalb wurde es uns so gesagt.
64
So führten wir dies nicht mit Unrecht zu den gestellten Fragen an.
65
Alle Philosophen sind darüber einig,

daß man von Gott heilige Begriffe haben müsse;
besonders dringt darauf unsere Religion.

66
Unser ganzes Gesetz gebietet Frömmigkeit, Gerechtigkeit,

Mäßigkeit und die anderen wahrhaftigen Tugenden.“

67
Dann fährt er fort:

„Gott schuf die ganze Welt
und er wies uns den siebten Tag zur Ruhe an,
weil alles Leben mühevoll ist.“

68
Diesen Tag könnte man mit Recht

die erste Erzeugung des Lichtes nennen,
worin alles begriffen wird.

69
Man könnte das gleiche auch von der Weisheit sagen;

denn alles Licht kommt von ihr.

70
Deshalb sagten auch einige aus der peripatetischen Schule,

sie gleiche einer Fackel.

71
Wer ihr folge, genieße sein Leben lang Frieden.
72
Noch klarer und schöner sagte einer unserer Vorfahren, Salomo,

sie sei vor Himmel und Erde gewesen.

73
Dies stimmt mit dem eben Gesagten überein.
74
Wenn es ferner in der Gesetzgebung heißt,

Gott habe an jenem Tag geruht,
so ist dies nicht so aufzufassen, wie einige meinen,
als habe Gott nichts mehr getan,
sondern der wahre Sinn ist dies,
Gott hat die Ordnung der Dinge festgestellt
und für alle Zeit befestigt.

75
Sie sagt, Gott habe in sechs Tagen den Himmel und die Erde

und alles darin erschaffen.

76
Damit will sie die Zeiten

und den Rang, den jedes vor dem andern einnimmt, bezeichnen.

77
So, wie Gott alles angeordnet hat,

so erhält er es auch und ändert nichts daran.

78
Er wollte aber, daß wir diesen Tag als heilig halten,

als ein Sinnbild unserer siebenfachen Vernunft,
wodurch wir Menschliches und Göttliches erkennen.

79
In der Siebenzahl bewegt sich die ganze Welt

aller tierischen und pflanzlichen Wesen.

80
So wird der Sabbat, das ist Ruhetag, eingeführt.
81
Auch Homer und Hesiod kennen ihn aus unsern Schriften

und sagen von ihm, er sei heilig.

82
Hesiod sagt:

„Es ist des Mondes letzter, vierter, siebter Tage uns heilig,“
„Und ferner abermals der siebte Tag, der Sonne helles Licht.“

Empfohlene Zitierweise:
Paul Rießler (Übersetzer): Aristobul. Dr. B. Filser, Augsburg 1928, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_184.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)