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dann gib nicht dem Gesetzgeber die Schuld,
sondern meinem Unvermögen, seine Gedanken zu erkennen!

13
Der Ausdruck „Hände“ hat auch im gewöhnlichen Leben

eine höhere Bedeutung.

14
Schickst du als König deine Diener zu irgendeinem Werke aus,

dann sagen wir: „Der König hat eine gewaltige Hand“
und doch denken, die es hören, dabei an deine Macht.

15
Dies meint auch Moses in unserm Gesetz, wenn er sagt:

„In starker Hand führte dich Gott aus Ägypten“
und „Ausstrecken will ich,“ spricht der Herr, „meine Hand
und die Ägypter schlagen.“

16
Und bei dem Viehsterben spricht Moses zu Pharao:

„Siehe, die Hand des Herrn wird auf deinem Vieh liegen,
und unter allem auf dem Feld wird großes Sterben herrschen!“

17
Unter den Händen muß man die Macht Gottes verstehen;

denn die ganze Kraft der Menschen und ihre Wirksamkeit
beruht in den Händen.

18
Deshalb wendet der Gesetzgeber dies trefflich auf die Gottheit an,

indem er die göttlichen Wirkungen Hände nennt.

19
Das göttliche Stehen aber dürfte bei der Gottheit

die Einrichtung der Welt bedeuten.

20
Gott steht ja über allem,

und alles ist ihm untergeordnet
und hat von ihm Bestand.

21
Daraus entnehmen die Menschen die Unwandelbarkeit der Welt.
22
Ich meine so:

Nie ward der Himmel zur Erde,
noch die Erde zum Himmel,
noch die Sonne zum Vollmond,
noch der Mond zur Sonne,
noch die Ströme zum Meer,
noch das Meer zu Strömen.

23
Bei den Lebewesen ist es ebenso.

Nie wird der Mensch ein Tier werden,
noch das Tier ein Mensch.
Das Gleiche gilt für die Pflanzen und die andern Dinge.

24
Alles ist unwandelbar

und hat stets den gleichen Wechsel und Untergang.

25
So dürfte man also das göttliche Stehen erklären können,

sofern alles von Gott Bestand hat.

26
Es wird auch von einem göttlichen Herabsteigen auf den Berg

in der Gesetzesschrift berichtet, als das Gesetz gegeben wurde,
„damit alle die Kraft Gottes schauen möchten.“

27
Dies Herabsteigen ist wirklich gemeint,

und wer dies erklären möchte,
muß das Gotteswort festhalten.

28
Es wird erzählt, der Berg habe gebrannt,

wie der Gesetzgeber sagt,

Empfohlene Zitierweise:
Paul Rießler (Übersetzer): Aristobul. Dr. B. Filser, Augsburg 1928, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_180.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)