Wir aber kamen auf die Erde.
wie wir verführt sind worden.
Ihr aber, hütet euch,
vom Guten abzuweichen!
indessen Adam schlief in seiner Krankheit.
Und einen Tag, bevor er sterben sollte,
spricht Eva noch zu Adam:
Was soll ich leben und du stirbst?
Wie lang hab ich nach deinem Tode noch zu leben?
Sag mir’s!
Und Adam spricht zu Eva:
Sorg dich nicht drum!
Du säumest nicht, mir nachzufolgen.
Wir sterben gleicherweise beide.
Du wirst am gleichen Orte beigesetzt, wie ich.
Doch wenn ich tot bin, laßt mich liegen!
Und niemand rühr mich an,
bevor des Herren Engel über mich verfügt!
Gott vergißt nicht meiner.
Nein! Er verlangt nach dem Gefäß,
das er sich selbst gebildet.
Steh auf und bet zu Gott,
bis daß ich meinen Geist zurückgegeben
in seine Hände,
ihm, der ihn mir geschenkt!
Wir wissen nicht, wie’s ist,
wenn wir vor unsern Schöpfer kommen,
ob er wohl über uns in Zorn gerät
oder uns sich, in Erbarmen, zuwendet.
und fiel zur Erde mit den Worten:
Gesündigt hab ich, Gott, gesündigt,
an dir gesündigt, Allvater,
gesündigt gegen deine auserwählten Engel,
gesündigt gegen Cherubim und Seraphim,
gesündigt gegen deinen unerschütterlichen Thron,
gesündigt, Herr, gar viel gesündigt;
durch mich kam alle Sünde in die Schöpfung. –
Und Eva lag noch auf den Knieen im Gebet,
da kam zu ihr der Menschheit Engel
und hieß sie sich erheben:
Eva! Steh auf von deiner Buße!
Adam, dein Mann, hat seinen Leib verlassen.
Sieh, wie sein Geist zu seinem Schöpfer fährt
und dort vor ihm erscheint!
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_150.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)