Komm, Esdras, mein Geliebter! Stirb!
Gib mir dein Unterpfand!
Wie könnt ich meine Seele denn hinausbringen?
Wir können durch den Mund sie gut herausbringen.
Ich sprach von Mund zu Mund mit Gott;
da geht sie nicht hinaus.
Dann wollen wir sie durch die Nase führen.
Den Wohlgeruch des Herrn roch meine Nase.
Dann bringen wir durch deine Augen sie hinaus.
Es sahen meine Augen Gottes Rückseite.
Dann bringen wir sie durch dein Haupt hinaus.
Ich wandelte mit Moses auf dem Berge;
von da geht sie deswegen nicht heraus.
Dann bringen wir durch deine Zehenspitzen sie hinaus.
Es haben meine Füße den Altar umschritten.
Wir können, Herr, nicht seine Seele nehmen.
Mein lieber Sohn!
Geh du hinab mit einer großen Engelschar
und nimm die Seele meines lieben Esdras in Empfang!
und sagte zum Propheten:
Gib mir das Pfand, das ich dir einstens gab!
Es liegt die Krone dir bereit.
Herr! Nimmst du meine Seele mir,
wer bleibt dir dann noch übrig,
fürs menschliche Geschlecht zu rechten?
Du bist von Erde, sterblich.
Recht nicht mit mir!
Ich hör nicht auf, zu rechten.
Gib jetzt dein Pfand zurück!
Die Krone liegt für dich bereit.
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_135.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)