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der Pauke herumziehen“ deutet auf den Kybeledienst als Inbegriff alles Schlechten. Welchen Unfug die unter Paukenschall umherziehenden Wanderpriester unter dem Schutz ihrer Göttin verübten, beschreibt Apulejus (Metamorph. 8 und 9).

  • 5: 1 Der Verfasser rügt hier die Ausschweifungen der Putzsucht; dann schildert er, wie alle Familienbande zerrissen und geschlechtliche Ausschweifungen gewöhnlich sind. Die „nächtlichen Feste“ oder hl. Nachtfeiern finden sich im Dionysos-, Demeter- und Kybelekult. Er empört sich darüber, daß das nützliche Öl zu Luxuszwecken verwendet wird. Dann schilt er die Schmausereien und Trinkgelage. Er zeigt sich dabei vertraut mit den rechtlichen Förmlichkeiten der auf gemeinschaftliche Kosten veranstalteten Mahlzeiten. Die Ringe sind die Unterpfänder, die von den Tischgenossen dem Veranstalter des Mahles übergeben und später durch Bezahlung der Unkosten wieder eingelöst werden (Terenz Eunuch. 539). Bei solchen Gelagen wurde oft der gewöhnliche Aufwand überschritten und der Ausgelassenheit keine Schranke gesetzt. Noch das Konzil von Laodizäa verbietet solche Gelage. Zuletzt wird der gewichtige Ernst, womit Spiel und Sport betrieben wird, verurteilt.
  • 6: 1 Hier beginnt die Schilderung der Kriegszeit. Die Abneigung gegen den Krieg als solchen, eine essenische Eigentümlichkeit (Philo, Jeder Tugendh. II 457), bringt den Verfasser dahin, die Fahnenflüchtigen in Schutz zu nehmen, ein in der griechisch-römischen Welt unerhörter Vorgang. 4 Athene und Ares sind hier keine eigentlichen Gottheiten, sondern bloße Namen, die von den verblendeten Kriegführenden in lästerlicher Weise dem wahren Gott beigelegt werden.
  • 10: 2 Diesen tadelnden Aufzählungen liegen die sog. noachidischen Gebote, die alle Menschen verpflichten, zugrunde; diese verpönen 1. den Genuß des Fleisches noch lebender Tiere, 2. den Götzendienst, 3. die gotteslästerliche Rede, 4. den Mord, 5. die Unzucht, 6. den Raub, 7. die mangelnde Rechtspflege. Das Behandeln fremden Besitzes wie eigenen betrifft das sechste Verbot, die Behandlung fremder Frauen wie eigene das fünfte, die Versklavung Freier, d. i. Vernichtung ihrer moralischen Persönlichkeit das vierte, das Verzehren lebender Tiere das erste. Solches Vergehen, das sogenannte Rohessen war ein wesentlicher Bestandteil der dionysischen Orgien. 8 Der Verfasser gibt sich als einen Mann zu erkennen, der das Erdichten von Briefen nicht lediglich zu rhetorischen Zwecken betreibt, sondern im Namen des alten Weisen aus Ephesus mahnend, warnend und bessernd auf die antike Welt einwirken will.


32. Zur Himmelfahrt des Isaias

Die Himmelfahrt des Isaias ist die christliche Überarbeitung eines jüdischen, näherhin essenischen (2, 11; 5, 14) Werkes. Jüdischen Ursprungs ist der Bericht über des Isaias Martertod, während die zweite Erzählung, die Vision des Isaias, christliche Züge aufweist. Die Stücke 1, 3–13, 3, 13–5, 1 u. 11, 2–22 sind jüngere Zusätze. Die jüdische Erzählung beruht auf 2 Kg 21, 16 (Jos. Ant. X 3, 1). In Hebr 11, 37 „sie wurden zersägt“ dürfte eine Anspielung auf den Martertod des Isaias vorliegen. Auch der Talmud kennt dieses Martyrium (s. R. H. Charles, The Ascension of Isaiah 1919. E. Kautzsch, Die Pseudepigraphen des A. T. 1900, 119 ff).

  • 1: 1 Im Jahre 687 v. Chr. 2 s. Is 7, 3 Searjasub.
  • 2: 1 „er vergaß“ ein Wortspiel