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6
Als ich zum Gott des Himmels und der Erde betete,

ward mir vom Herrn der Heeresscharen
durch Michael, den Erzengel, ein Ring gegeben,
darin ein eingraviertes Siegel aus Edelstein.

7
Er sprach zu mir:

Nimm, Salomo, des Davids Sohn, hier das Geschenk,
das dir der Herr, der höchste Gott der Heeresscharen, sendet!
Damit kannst du die Geister all bezwingen,
die männlichen und weiblichen;
mit ihrer Hilfe kannst du auch Jerusalem erbauen,
trägst du dies Gottessiegel.

8
Da ward ich hocherfreut

und pries den Gott des Himmels und der Erde.
In aller Früh ließ ich den Jüngling rufen
und übergab ihm diesen Ring.

9
Ich sprach zu ihm:

Kommt über dich der Geist,
wirf diesen Ring dem Dämon an die Brust
und sprich:
„Komm! Salomo ruft dich.“
Dann eil zu mir!
Beachte nicht, womit er dich verängstigen will!

10
Da kam zu der gewohnten Stunde

der lästige Geist Ornias,
gleichwie ein brennend Feuer,
und wollte wie gewöhnlich
den Lohn des Jünglings nehmen.

11
Da warf der Jüngling nach des Salomo Wort

den Ring dem Dämon an die Brust
und sprach:
„Komm! Salomo ruft dich.“
Dann lief er schnell zu Salomo.

12
Der Dämon aber schrie gar laut

und sprach zum Jüngling:
Warum hast du mir das getan?
Nimm fort den Ring
und gib ihn wieder Salomo!
Dann geb ich dir das Silber und das Gold der ganzen Erde.
Nur führ mich nicht zu Salomo!

13
Da sprach zu ihm der Jüngling:

So wahr der Herr, Gott Israels, lebt!
Nein!
Ich müßte dich wieder haben,
führt ich dich nicht zu Salomo.

14
So kam der Jüngling

und sprach zu Salomo:
König Salomo!
Ich bringe dir den Dämon, wie du mir befahlst.