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5
Womit umstrickt er seine Augen?

Mit Herzenshaß.
Er ist dem Bruder neidig.


3. Kapitel
1
Schlecht ist der Zorn, ihr, meine Kinder,

und für die Seele selbst wird er zur Seele.

2
Den Körper macht er sich zu eigen,

beherrscht die Seele.
Dem Leibe gibt er eine sonderliche Kraft
zu jeder schlechten Tat.

3
Und hat der Körper sie getan,

dann rechtfertigt die Seele diese Tat,
weil sie nicht recht gesehen.

4
Deswegen hat der Zornige

am Zorne eine dreifache Gewalt,
ist er vermögend.
Die erste durch die Hilfe seiner Diener,
die zweite durch den Reichtum,
wodurch er überredet und zu Unrecht siegt,
die dritte durch die Körperkraft,
wodurch er Böses tut.

5
Ist aber schwach der Zornige,

dann hat er immerhin noch eine zweifache Gewalt;
der Zorn hilft stets ihm durch den Frevelsinn.

6
Und dieser Geist geht immer mit der Lüge

zu Satans rechter Seite;
so werden seine Taten stets in Roheit und in Lüge ausgeführt.


4. Kapitel
1
Nun wisset, daß die Macht des Zornes eitel ist.
2
Sie stachelt durch ein Wort im Anfang an;

durch Werke steift sie dem Gereizten das Genick
und seinen Sinn stört sie durch bittere Verluste,
erregt die Seele ihm zu großem Zorn.

3
Spricht einer gegen euch,

so laßt euch nicht zum Zorne reizen!
Lobt einer euch als fromm,
so überhebt euch nicht!
Laßt euch zur Lust nicht, noch zur Unlust reizen!

4
Zuerst ergötzt er das Gehör

und schärft den Sinn, um Sticheleien zu bemerken.
Dann wird er wild
und glaubt mit Recht zu zürnen.

5
Erleidet ihr auch Schaden und Verlust,

erschreckt nicht, meine Kinder!