Der Lohn für die Gebotserfüllung ist weitere Gebotserfüllung,
und der Lohn der Sünde ist weitere Sünde.
Verachte keinen Menschen
und halt nichts für unmöglich!
Denn jeder Mensch hat seine Zeit
und jedes Ding seine Stelle.
Sei sehr demütig!
Der Menschen Erwartung ist ja das Gewürm.
Wer des Himmels Namen insgeheim verunehrt,
dem wird es öffentlich vergolten,
sei es aus Irrtum oder aus Vermessenheit geschehen.
Wer lernt in der Absicht, zu lehren,
dem gibt man die Macht, zu lernen zu lehren.
Wer aber lernt in der Absicht, es auszuüben,
dem gibt man die Macht,
zu lernen, zu lehren und auszuüben.
Mach nicht aus ihnen eine Krone, um damit zu glänzen,
noch einen Tisch, um davon zu essen!
Schon Hillel sagte:
„Wer die Krone ausnützt, geht zugrunde.“
Folglich, wer die Gesetzesworte ausnützt,
trägt sein Leben aus dieser Welt fort.
Wer das Gesetz ehrt,
dem erweisen auch die Mitmenschen Ehre.
Wer das Gesetz geringschätzt,
den schätzen auch die Menschen gering.
Wer sich vom Streit fernhält,
der entfernt von sich Feindschaft, Beraubung und Meineid.
Wer aber auf das Belehren stolz ist,
der ist töricht, gottlos und aufgeblasen.
Richt nicht allein!
Denn es gibt nur Einen Alleinrichter.
Sag auch nicht zu den Genossen:
„Nehmt meine Meinungen an!“
Denn sie sind dazu berechtigt, nicht du.
Wer das Gesetz in Armut erfüllt,
erfüllt es schließlich in Reichtum.
Wer das Gesetz im Reichtum mißachtet,
mißachtet es auch in der Armut.
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 1070. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_1070.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)