Und jene Quelle ward so stark,
daß von den vielen Waldbäumen
sie nichts mehr übrig ließ,
als eine einzige Zeder.
und so den ganzen großen Wald
vernichtet und entwurzelt hatte,
derart, daß gar nichts von ihm übrigblieb,
und seine Stätte nicht mehr zu erkennen war,
da kam auf einmal jener Weinstock samt der Quelle
ganz ruhig, still herbei.
Er kam zu einer Stätte,
nicht ferne von der Zeder.
Da brachten ihre Fluten zu ihm diese Zeder,
die auf dem Boden lag.
und mit der Zeder redete und sprach:
Bist du denn nicht die Zeder,
die von dem Unglückswalde übrigblieb?
Durch deine Hand ward ja das Böse immerfort
in allen diesen Jahren ausgeführt,
doch niemals Gutes.
Du fühltest stark dich gegenüber dem,
was nicht dein eigen war;
auch hattest du mit dem, was dir gehörte,
nie Mitleid.
die dir gar ferne waren,
und die dir nahe kamen,
die brachtest du durch deiner Bosheit Netz in deine Hand.
So überhobest du dich allezeit,
als ob du nicht entwurzelt werden könntest.
und deine Stunde kam heran.
du, Zeder, hinter jenem Walde her,
der vor dir her von dannen ging,
und werd mit ihm zu Sand;
zusammen misch sich euer Staub!
und ruhet in der Qual,
bis deine letzte Zeit erscheint,
in der du wiederkehren sollst,
um noch mehr Pein zu leiden!
und wie der Weinstock hoch empor sich reckte,
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_076.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)