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7
du bist allein imstand,

sofort den Willen dein zu tun,

8
der du mit vielen Regentropfen auf die Erde regnest

und ganz allein der Zeiten Schluß vor seiner Ankunft kennst, –
blick doch auf mein Gebet!

9
Denn du allein vermagst, die Wesen alle zu erhalten:

die Seienden, Vergangenen, Zukünftigen,
die Sünder und die Guten.

10
Denn du allein bist der Lebendige,

der niemals stirbt und unerforschlich ist.
Du kennst die Zahl der Menschenkinder

11
und weißt auch, ob zur Zeit gar viele sündigen

und andere, nicht wenige, recht handeln.

12
Du weißt es auch,

wo du für Sünder hältst bereit das Letzte
oder für die das Ende,
die recht gehandelt haben.

13
Denn, wenn es nur das Leben gäbe,

das jedermann hier hat, –
nichts wäre bitterer als dies.

14
Was nützt die Kraft,

die wiederum zur Schwäche wird,
Nahrung, die sättigt
und die dem Hunger weicht,
Schönheit,
die wieder häßlich wird?

15
Denn allzeit wandelt sich die menschliche Natur

oder wird zu nichts.

16
Denn wie wir vormals waren,

so sind wir jetzt nicht mehr
und wie wir jetzt sind,
so werden wir nicht nachher bleiben.

17
Denn, nähm nicht alles auch ein Ende,

so gäb’s davon auch keinen Anfang.

18
Doch laß mich alles wissen,

was von dir kommt!
Erleuchte mich,
worum ich dich ersuche!

19
Bis wann bleibt das Vergängliche bestehen?

Wie lange ist die Zeit der Sterblichen voll Glück?
Bis wann beflecken sich mit vieler Bosheit die Vergänglichen?

20
Gebiete nun erbarmungsreichen Sinnes!

Mach deine ganze Drohung wahr,
daß deine Kraft von denen auch erfahren werde,
die nur für Schwäche deine Langmut halten!

21
Sag’s denen, die’s nicht wissen!

Was uns und unsere Stadt bis jetzt betroffen,
geschah nach deiner Herrschaft Langmut;