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vernahm man nach dem Fall der Mauer
noch aus dem Tempelinnern eine Stimme.
Sie rief:

2
„Ihr Feinde, dringt hinein!

Ihr Hasser, kommt herbei!
Denn, der das Haus bewacht,
hat es verlassen.“

3
Ich, Baruch, gehe fort.
4
Und der Chaldäer Heer hält seinen Einzug.

Das Heiligtum und alles ringsumher besetzen sie.

5
Dann führen sie das Volk gefangen fort

und töten manche;
den König Sedekias aber schlagen sie in Fesseln
und senden ihn zu Babels König.


9. Kapitel: Baruchs Trauer
1
Ich, Baruch, kam alsdann herbei

mit Jeremias, dessen Herz von Sünden rein erfunden,
und der nicht bei dem Fall der Stadt gefangen ward.

2
Und wir zerreißen unsere Gewänder

und weinen, trauern, fasten sieben Tage.


10. Kapitel: Baruchs Klagelied
1
Da kommt nach sieben Tagen über mich das Gotteswort;

es spricht zu mir:

2
Sag Jeremias, er soll gehen

und für des Volks Gefangene
bis hin nach Babel Sorge tragen!

3
Doch du bleib hier auf Sions Trümmerstätte.

Ich tue dir nach diesen Tagen kund,
was an der Tage Schluß geschieht.

4
Ich sage Jeremias,

was mich der Herr geheißen.

5
So zieht er mit dem Volke fort;

ich aber, Baruch, gehe hin,
sitz vor den Tempeltoren
und klage über Sion:

6
Heil dem, der nicht geboren!

Heil dem, der zwar geboren, aber bald gestorben!

7
Weh uns, die wir jetzt leben,

daß wir die Trübsal Sions angeschaut,
Jerusalems Geschick!

8
Ich ruf vom Meere die Sirenen:

Ihr Nachtgespenster, kommet aus der Wüste her!
Ihr Dämonen
und ihr Schakale aus den Wäldern!