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2
Fänd ich in deinen Augen Gnade,

nimm vorher meinen Geist hier weg,
daß ich zu meinen Vätern gehe
und nicht den Untergang der Mutter ansehen muß!

3
Denn beides drückt mich schmerzlich:

Ich kann dir nicht entgegentreten,
und doch kann ich das Unheil meiner Mutter nicht mitansehen.

4
Doch Eines sag ich, Herr, vor dir:
5
Was soll hernach geschehen?

Denn läßt du deine Stadt dem Untergang verfallen
und überlieferst unsern Hassern du dein Land,
wie könnte man sich noch des Namens Israel erinnern?

6
Wem könnte des Gesetzes Sinn erläutert werden?
7
Soll denn das Weltgebäude

zum Anfang wiederkehren?
Soll wohl die Welt dem Schweigen
des Urbeginns nochmals verfallen?

8
Soll denn der Lebewesen Masse wieder ausgerottet werden?

Soll von der menschlichen Natur nicht mehr die Rede sein?

9
Wo bleibt all das,

was du dem Moses über uns gesagt?


4. Kapitel: Das neue Jerusalem
1
Da sprach zu mir der Herr:

Ja, diese Stadt wird eine Zeitlang preisgegeben
und eine Zeit das Volk gezüchtigt;
jedoch die Welt wird nicht vergehen.

2
Meinst du vielleicht,

dies sei die Stadt, von der ich sprach:
„In meinen Händen trag ich dich gezeichnet?“

3
Nicht diese Stadt vor euch mit ihren Bauten ist die künftige,

die ich geoffenbart,
die hier im voraus schon bereitet ist
seit jener Zeit, wo ich beschloß,
das Paradies zu schaffen.
Ich zeigte sie dem Adam vor dem Sündenfall;
sie ward ihm mit dem Paradies entzogen,
nachdem er gegen das Verbot gefrevelt.

4
Ich zeigte sie auch meinem Diener Abraham

in jener Nacht zwischen den Opferhälften.

5
Ich zeigte sie dem Moses auf dem Berge Sinai,

wo ich das Bild des Zeltes
und aller der Geräte sein ihm wies.

6
So wird sie jetzt bei mir bereit gehalten,

mitsamt dem Paradies.

7
Geh also fort

und tu, was ich dich heiße!