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Denn würden seine Flügel nicht, wie schon gesagt,

die Sonnenstrahlen ringsum zudecken,
dann könnte keine Seele mehr am Leben bleiben.


9. Kapitel: Der dritte Himmel
1
Als diese sich zurückgezogen,

kam schon die Nacht;
zugleich damit kam auch des Mondes Wagen
mitsamt den Sternen.

2
Da sprach ich, Baruch:

Herr!
Zeig, bitte, mir,
wie dieser aufgeht
und wo er hingeht
und wie er wandelt!

3
Der Engel sprach:

Wart eine Weile!
Dann schaust du ihn in Bälde.
Am andern Morgen schaute ich auch ihn,
in einer Weibsgestalt,
auf einem Räderwagen sitzen.
Und vor ihm waren an dem Wagen Rinder
und Lämmer
und eine große Anzahl Engel.

4
Ich fragte: Herr!

Was sind denn das für Rinder und für Lämmer?
Er sprach zu mir:
Dies sind auch Engel.

5
Und weiter fragte ich:

Wie kommt’s, daß er bald zu-, bald abnimmt?

6
Er sprach zu mir:

Hör, Baruch!
Er, den du siehst,
war schön gezeichnet von dem Herrn, wie keiner sonst.

7
Und bei des ersten Adams Sünde

hielt er sich in der Nähe Sammaels,
als dieser sich der Schlange als Gewand bediente.
Er aber hielt sich nicht versteckt,
nahm vielmehr zu,
und Gott ergrimmte über ihn
und drückte ihn zusammen
und kürzte seine Tage ab.

8
Ich sprach:

Wie kommt’s, daß er nicht allzeit leuchtet,
nur in der Nacht?
Der Engel sprach:
So hör mir zu!