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Text von Wilhelm Tappert: Richard-Wagner-Galerie

wonniger Umarmung trifft der treue Kurwenal die Liebenden. Er stürmt herein, Tristan soll den König begrüssen, die Fahrt ist aus!

Und die den Tod suchten, fanden ein neues Leben, denn Brangäne hat ihnen den – Liebestrank gegeben.

„Heil dem König! Kornwall Heil! rufen die Männer, – Isolde wird bräutlich geschmückt und als „wandelnde Leiche“ dem Könige zugeführt. Der sündige Bund der Herzen ist unauflöslich geschlossen, aber der Tod ist der Sünden Sold und Sühne!

Geblendet durch des Glückes Sonnenschein gewahren Tristan und Isolde nicht den Verrath, der in ihrer nächsten Nähe seine Fäden spinnt und seine Netze wirkt. Melot, der Falsche, hat dem Könige zugeraunt, was der Vertrauende niemals geahnt und nimmer glauben mag. Ein nächtliches Jagdfest wurde angesagt, und derweil wollen die Opfer der List im Garten vor Isoldens Gemach zusammentreffen. Die Hörner klingen aus der Ferne, eine brennende Fackel soll das verabredete Zeichen geben: erlischt sie, dann darf Tristan kommen. Brangäne warnt, Isolde drängt, der Schleier wird zur wehenden Liebesfahne:


„O lösche den scheuchenden Schein,
lass’ mir Tristan ein!“



Empfohlene Zitierweise:
Text von Wilhelm Tappert: Richard-Wagner-Galerie. Hanfstaengl’s Nachfolger, Berlin 1876, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Richard-Wagner-Galerie.pdf/67&oldid=- (Version vom 1.8.2018)