Seite:Richard-Wagner-Galerie.pdf/103

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Text von Wilhelm Tappert: Richard-Wagner-Galerie

Rienzi wagt den Kampf gegen die ebenso stolze, wie herrschsüchtige und sittenlose Aristokratie. Obwohl die einzelnen Familien derselben sich auf das unversöhnlichste bekämpfen, sind sie doch einig im Hasse gegen den Friedensstifter Rienzi, welchen das dankbare Volk zu seinem Könige erheben wollte, der aber nur den Titel und die Würde eines Volkstribun übernimmt.


Frei wollt’ ich euch haben! –
Der Staat verbleibe seinem Haupt,
Gesetze gebe ein Senat!
Doch wollet ihr zum Schützer mich
Der Rechte, die dem Volke Heil erkannt,
So blickt auf eure Ahnen
Und nennt mich euren Volkstribun!


Ein von Seite der Nobili geplantes Attentat, den Tribun während eines rauschenden Festes zu ermorden, misslingt. Die Schuldigen werden zum Tode verurtheilt, aber durch die Fürbitte des jungen Adriano Colonna, welcher Rienzi’s Schwester liebt und selbe vor einer gewaltsamen Entführung durch einen Orsini rettete, begnadigt. Unter den Amnestirten ist auch Adriano’s Vater. Die Nobili entfliehen jedoch aus der Stadt, um selbe alsbald mit Heeresmacht zu überziehen. Indessen ist auch Rienzi gerüstet, empfängt wohl vorbereitet die Feinde und erschlägt selbe im offenen Kampfe, an welchem Adriano, im grausen Dilemma zwischen Liebe und Sohnespflicht, nicht theilgenommen hat.

Alsbald erwächst jedoch aus dem Innern der Stadt dem siegreichen Tribun, welcher den deutschen Fürsten die römische Kaiserwahl bestreitet, ein neuer Feind: die Bürger verlassen ihn und der päpstliche Legat verkündet über Rienzi und seinen Anhang den Bann, als sich derselbe gerade in den Lateran begeben will. Das ist die Scene, welche der Künstler hier zur Darstellung brachte. Adriano, welcher seit dem Tode seines Vaters sich von Rienzi gewendet, bietet vergeblich Alles auf, die Geliebte für sich zu retten:


Er (Rienzi) ist verflucht und ausgestossen
Vom Heil des Himmels und der Erden,
Verflucht mit ihm, wer ihm zur Seite; –
Doch rett’ ich Dich, flieh’ seine Nähe!


Sie aber bleibt der Sache ihres Bruders getreu und stirbt mit ihm unter den Trümmern des Capitol, welches bei dem Aufstande der Bürger gegen Rienzi in Brand gesteckt wird. Mit ihr verschwindet auch Adriano, von dem stürzenden Mauerwerk erschlagen.



Empfohlene Zitierweise:
Text von Wilhelm Tappert: Richard-Wagner-Galerie. Hanfstaengl’s Nachfolger, Berlin 1876, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Richard-Wagner-Galerie.pdf/103&oldid=- (Version vom 1.8.2018)