Seite:Reventlow Werke 0638.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zusammen, blieben dann aber ruhig in ihrer vorigen Stellung, als eine lange Gestalt, die man nicht deutlich erkennen konnte, in der Tür erschien. Nur Zarek polterte dem Angekommenen entgegen:

„Ach, Fritz! Grüß Gott, Fritz.“

„Grüß Gott, Fritz,“ schrien nun alle im Chor, niemand wußte, wer er war. — Zarek versuchte vorzustellen:

„Herr Bruhnert — Fräulein …“

Der neue Gast verbeugte sich aufs Geratewohl ins Dunkel hinein, er war namenlos verlegen und wußte sich nicht hineinzufinden; obendrein konnte er niemand erkennen, und immer mehr Stimmen kamen aus dem Hintergrund.

„Mach' doch Licht, Zarek, man kann ja nichts sehen.“

„Ist auch besser, du siehst nicht. — Ist der Fritz noch sehr unverdorben,“ erklärte er dann.

Der setzte sich ergeben auf einen Stuhl und schien peinlich berührt. Die andern kümmerten sich nicht viel um seine Gegenwart, schließlich wurde auch die Lampe wieder angezündet. Etwas mißtrauisch und halb amüsiert sah der Fritz über seinen Klemmer weg. — Er war sehr gut angezogen und machte einen wohlhabenden Eindruck.

„Du mußt etwas zu trinken haben, Fritzl,“ sagte Ellen, „dann wird dir schon besser werden,“ worauf er sie mit unbegrenztem Erstaunen ansah.

„Ja, wenn Sie so freundlich sein wollen.“

Sie goß den Rest in die Gläser, während Zarek es noch einmal mit dem Vorstellen versuchte, aber es war umsonst, und er gab es auf. Dann schlug er mit dem großen Küchenmesser an sein Glas und brüllte:

„Ruhe! — Sind wir alle Menschen, sind wir alle Brüder — sind wir alle Künstler — haben wir alle Rausch — wollen wir Brüderschaft trinken in Kunst!“

„Na, dann komm ich mal doch auch zu einem Kuß,“ sagte der stoische Maxl, und das Bruderschaftstrinken begann; sie waren alle aufgestanden, legten die Arme ineinander, schwenkten sich im Kreise herum und küßten sich. Der Fritz küßte den Damen nur die Hand.

„Gehen wir jetzt ins Café, Fritz hat Geld.“

Empfohlene Zitierweise:
Fanny Gräfin zu Reventlow: Ellen Olestjerne. München: Albert Langen, 1925, Seite 638. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Werke_0638.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)