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Als wir einmal aus der Bahn geraten, will sie, daß wir da im Schnee sitzen bleiben, warum soll man sich so anstrengen? Wir bleiben sitzen und sehen den anderen zu. Ein paarmal nennt sie mich du — man ist im Karneval so gewöhnt, alle zu duzen. Wir sprechen nicht viel, sie lehnt sich ein wenig an mich und schläft hier und da einen Moment ein.

Dann geht die Sonne unter, und wir fahren in die Stadt zurück. Maria will noch nicht nach Hause, und der Leutnant, den man etwas übersehen und fast vergessen hat, lädt uns ein, in der Bar zu soupieren. Alle werden noch einmal wieder ganz wach und sehr munter, und wir kommen erst gegen drei oder vier Uhr ins Eckhaus zurück. Susanna berief sich mit plötzlicher Energie auf ihre Stellung als Hausfrau und setzte für morgen einen allgemeinen Schlaftag an. Wer bliebe und wo er bliebe, sei ihr einerlei, — jeder möge sehen, wie er unterkomme. Chamotte solle mit dem Kinde spazieren gehen und es beaufsichtigen, dazwischen könne er hier und da leise — um Gottes willen recht leise — durch die verschiedenen Zimmer gehen und Erfrischungen verabreichen. Am späteren Abend würde wohl irgendwie eine richtige Mahlzeit oben in der Küche zustande kommen — dabei warf sie einen fragenden Blick auf Orlonski, aber der zuckte ablehnend die Schultern, und Susanna fügte hinzu, schlimmstenfalls würde sie selbst für alles sorgen.

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/98&oldid=- (Version vom 1.8.2018)