Seite:Reventlow Herrn Dames Aufzeichnungen.pdf/90

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sagte er bedauernd — „da kann ich im Frack nicht hingehen. Im Frack kann man nicht dionysisch taumeln, — sehen Sie, Herr Dame, deshalb paßt das auch nicht in unsere Zeit. — Was hab’ ich davon, wenn ich abends dionysisch herumrase — mir wie ein Halbgott vorkomme und am nächsten Morgen doch wieder mit der Trambahn in mein Bureau fahren muß, ich bin nämlich Rechtspraktikant? — Ich weiß nicht, wie die Leute sich damit arrangieren. Es wird deshalb auch nie etwas Rechtes daraus. — Sie erlauben,“ — er stellte vorsichtig seinen Zylinder auf den Tisch und rückte sich einen Stuhl an mein Bett.

Ich könne ihm doch nicht ganz beistimmen — sagte ich nun — im Gegenteil, was man hier unter dem Begriff Wahnmoching zusammenfasse, habe mich wohl zuerst befremdet, aber jetzt hätte ich doch das Gefühl, daß sich mir hier allmählich eine neue und wunderbare Welt erschließe. Und ich fühlte eine große Bewunderung für diese geistig hervorragenden Menschen.

„Pardon, wen finden Sie geistig hervorragend?“

„Ich kenne die Herren leider erst ziemlich flüchtig — aber ich habe schon viel von ihnen gehört — und zum Beispiel Maria — —“

„Ja, da haben wir’s — Maria und so und soviel andere. Da laufen die dummen Mädel hin und lassen sich erzählen, daß das Hetärentum bei den Alten etwas Fabelhaftes gewesen sei. Und nun wollen sie auch

Empfohlene Zitierweise:
Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/90&oldid=- (Version vom 1.8.2018)