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„Er tut sich leicht,“ meinte Maria, „seine Geste ist einfach das dritte Zimmer,“ und Sendt erklärte, sie habe ausnahmsweise etwas Richtiges gesagt. Sie war sehr stolz darauf und versprach, sich noch ein wenig zu gedulden.

„Wo waren wir stehen geblieben?“ fragte der Philosoph und warf einen Blick in mein Notizbuch — „ah, richtig — Chthon der dunkle Schoß der Erde — Das ältere Heidentum neigte dazu, sich die schöpferische Urkraft blind gebärend vorzustellen — Wahnmoching schließt sich ihm an, der Hetärismus gilt ihm als das Höchste, — Urschauer, die noch durch keine molochitisch rationalen Hemmungen geschwächt sind.

Die spätere Zeit erkannte das Licht der Vernunft als göttlich an und dachte sich das schöpferische Prinzip als männlich und zeugend. Man nennt sie deshalb die patriarchale, und Wahnmoching schätzt sie ziemlich gering ein.

Es wird Ihnen deshalb ohne weiteres einleuchten, daß man das Dionysische stark betont, gerade jetzt im Fasching haben Sie öfters Gelegenheit, das zu beobachten.“

Ja, es war mir schon aufgefallen, daß die kappadozische Dame Hofmanns Tanzweise für dionysisch erklärte.

„Sehr richtig,“ bemerkte Sendt, „Apollo ist bekanntlich der Gott des Lichtes, der Vernunft — Dionysos der des Rausches und des Blutes — Auch in Wahnmoching hat man nicht umsonst seinen Nietzsche gelesen,

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/79&oldid=- (Version vom 1.8.2018)