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des Wahnmochinger Heidentums nennen — nein, nein — das ist in diesem Falle nicht richtig — er würde es sehr übel nehmen, wenn man ihn als Vater von irgend etwas bezeichnen wollte — denn gerade er ist der Hauptverfechter des matriarchalischen Prinzips.“

„Liebster Philosoph,“ bat ich, „nun wird es mir schon wieder zu hoch.“

Übrigens dachte ich mir gleich, daß jener Herr ein gewisser Delius sein müßte, von dem Heinz mir viel erzählte.

Ja, es stimmte, und ich fand, es sei wirklich wieder ein sonderbares Spiel des Zufalls, daß wir ihm gerade bei diesem Gespräch begegneten, aber Sendt sagte, man träfe ihn sehr oft um diese Stunde, er liebe die Nacht und alles Dunkle.

„Dieser Delius — nun, er ist wohl eine sonderbare Erscheinung,“ fuhr er dann fort, „die heutige Zeit, auf die wir alle mehr oder minder augewiesen sind, gilt ihm nichts, er ignoriert sie oder begegnet ihr wenigstens nur rein konventionell — etwa so, wie er mich vorhin grüßte. Sein eigentliches Leben spielt sich in längst versunkenen Daseinsformen ab — mit denen er sich und andere identifiziert. — Passen Sie einmal gut auf, Herr Dame — wissen Sie ungefähr, was man sich unter Seelensubstanzen vorzustellen hat?“

Ich sagte, daß ich es mir wohl vorstellen könnte — es war ja neulich im Café schon davon die Rede.

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)