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Wir nehmen hier und da ein Gläschen, wir sind etwas sentimental und sprechen von unserem Leben, ich von der Frau, die ich so gerne finden möchte, sie von dem Panther, den sie gefunden hat, und der ihr viel Herzeleid bereitet. — Die anderen sind immer noch unzufrieden und eifersüchtig, und er selbst, der Panther, hat eben seine Wikingersubstanz völlig in Hallwigs Dienste gestellt. So hängt nun auch ihr Liebesglück von diesem Beherrscher aller geheimnisvollen Dinge ab. Sie kommt auch hier und da mit den Enormen zusammen, aber ihre Substanz ist noch nicht festgestellt. „Und wenn ich nun als minderwertig befunden werde,“ sagte sie, „dann ist es vorbei, dann darf er mich nicht mehr“, und wehmütig erinnern wir uns an den Abend, wo neben seinem bunten Fell sich unsere Hände fanden.

Aber man soll wohl auch kein buntes Fell an die Wand malen, denn während wir noch so sprachen, ertönte unten ein rasendes Klingeln — dreimal — sechsmal — neunmal — wir hörten Chamottes Stimme an der Haustür, gleich darauf wurde aufgemacht, und Konstantin kam die Treppe herauf, in äußerst derangiertem Zustand, ohne Hut, ohne Rock und Weste, ja selbst ohne Kragen. Es dauerte eine Weile, bis er wieder zu Atem kam und uns Aufklärung geben konnte. Er hatte nach Hause gehen wollen, und zwar wie gewöhnlich über die kosmische Wiese (so nennt man eine ausgedehnte Grasfläche an der Grenze von Wahnmoching).

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/166&oldid=- (Version vom 1.8.2018)