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Bewegung hat sich schon überlebt — noch ehe sie eigentlich das Licht der Welt erblickt hat.“

„Und ich dachte, es sollte gerade erst anfangen,“ entgegnete ich trübe.

„Ja, Sie haben, wie mancher andere, das Ende mit dem Anfang verwechselt. Wir alten Eingeborenen können uns darüber nicht täuschen, — wir haben auch alle gefühlt, daß dieser berauschte Karneval nur ein Versuch war, wieder zusammenzufügen, was sich innerlich zu zerspalten droht. Sie haben ja selbst gesehen, daß Hallwig nicht daran teilnahm. Das ist ein schlimmes Symptom. Und auch Delius soll gemurrt haben, daß man dem Cäsar Ehren erwies, die nur Göttern zukommen. Aber noch hofft man auf Zeichen und Wunder, und alles wird davon abhängen — —“

Während der letzten Worte war Susanna ins Zimmer getreten; unten fiel die Haustür dröhnend ins Schloß, der Panther schien sich entfernt zu haben.

„Hört auf, hört um Gottes willen auf,“ sagte sie, „wir werden ja allmählich noch alle verrückt. Hofmann ist ganz aufgeregt fortgegangen, Konstantin hat sich aus Verzweiflung schlafen gelegt, Chamotte bläst unentwegt die Flöte, und Maria sitzt in der Küche und weint.“

„Außerdem ist es bald zwei Uhr nachmittags, und wir sitzen hier beim ersten Frühstück,“ bemerkte Willy strafend, — „wenn Maria in der Küche weint, werden wir wohl schwerlich zu einem Mittagessen kommen.“

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/160&oldid=- (Version vom 1.8.2018)