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Kostüm an mit großen Metallplatten an den Ohren (vermutlich kappadozisch). Dann sehe ich Delius, die römische Matrone, in der Hand einen Teller mit zierlichen Butterbrötchen, die er versunken in den Mund schiebt. Er ist heute ganz in seiner wahren Welt. Seine Mutter (er lebt mit seiner Mutter zusammen und soll sie sehr verehren) irrt zwischen den Gästen umher und sucht ihn: Wo ist mein Sohn — haben Sie meinen Sohn nicht gesehen? Endlich entdeckt sie ihn, aber er wendet sich ab und will sie nicht anerkennen. Ganz betroffen flüchtet sie zur Frau des Hauses, die sie lächelnd beruhigt.

Ich entdecke Sendt, der alleine in heiterer philosophischer Ruhe hinter einem Glase Wein sitzt und die kleine Szene ebenfalls beobachtet hat. Halb betäubt lasse ich mich neben ihm nieder.

„Trinken Sie, junger Mann,“ sagt er, „— wie bekommt Ihnen denn das Flötenblasen — es machte mir aufrichtiges Vergnügen, Sie neben dem Dionysos einherschreiten zu sehen. Solange die Maskerade Maskerade bleibt — —“

„Ach, lieber Doktor, wenn Sie nur Philosoph bleiben. — Ich bin wirklich freudig überrascht, Sie hier zu treffen.“

„O warum nicht; ich amüsiere mich ausgezeichnet, und es gibt wirklich allerhand zu sehen — zum Beispiel Delius — können Sie sich wohl denken, weshalb er seine Mutter nicht erkennen wollte?“

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/128&oldid=- (Version vom 1.8.2018)