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und heiße Dame und kann nicht aus meiner Biographie heraus.

Und das Material, das ich bisher zusammengetragen habe, — es macht mir eigentlich erst fühlbar, wie sehr mir noch die Zusammenhänge fehlen. Sie müssen ja da sein, und ich muß sie noch finden, — nicht um eines etwaigen Romans, aber um meiner selbst willen. Die ganze fremdartige und intensiv bewegte Atmosphäre dieses Stadtteils mit ihren Rätseln, Geheimnissen und, ich möchte wohl sagen, auch Erleuchtungen, umfängt mich immer noch — ja, eigentlich immer mehr — wie ein Traum. Anfangs sehnte ich mich nur nach Klarheit, nach Verstehen und Begreifen — jetzt weiß ich, daß es hier mit dem Begreifen allein nicht getan ist — sondern daß sie — die Atmosphäre — innerlich erlebt werden muß. Oder geträumt, — manchmal tut es mir förmlich weh, wenn die wache Stimme des Philosophen an mein Ohr klingt. Er weiß mir alles zu erklären, — man könnte sagen: er beherrscht das Material vollkommen, aber er findet es nicht gut und nicht tauglich, um etwas Rechtes daraus zu bilden. Er nennt diese Menschen Romantiker, die allen Erkenntnissen der klaren Vernunft die instinktive Weisheit früherer Völker entgegenstellen und sich an dem Pathos dieser Dinge und an ihrem eignen Pathos berauschen.

Und logisch muß ich ihm oft rechtgeben, aber mein

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/108&oldid=- (Version vom 1.8.2018)